Direkt aus dem Hörsaal
Andreas Gerkensmeier optimiert als Projektingenieur Produktionsprozesse im Caritas-Behindertenwerk Eschweiler.Christian Heidrich
Irgendwo in der Autoindustrie zu arbeiten, hätte er sich eher vorstellen können. Hatte Gerkensmeier, der aus Bad Oeynhausen stammt, doch ursprünglich Kfz-Mechaniker gelernt und in diesem Beruf viele Jahre gearbeitet. Bis er vor fünf Jahren kündigte, um sein Fachabitur in Minden nachzumachen und schließlich an der FH Aachen zu studieren. Das Studium schloss der 33-Jährige erst kürzlich im April 2016 mit der mündlichen Prüfung seines Bachelor-Examens ab. Teil dieses Examens war die Bachelorarbeit. Die hatte er auch beim CBW geschrieben und so - ohne dass er es im Sommer 2015 schon wusste - Kontakt zu seinem ersten Arbeitgeber nach dem Studium bekommen.
Im Studium hatte er die Vertiefungsrichtung Betriebs- und Produktionsplanung gewählt. Auf der Suche nach einem Thema für die Bachelorarbeit hatte ein Professor den Kontakt zum Geschäftsführer des CBW, Michael Doersch, vermittelt, der einen Lehrauftrag an der FH Aachen hat. Das CBW arbeitet in seiner Medizinprodukteabteilung für einen Kunden, der Krankenhäuser mit Einweginstrumenten beliefert. Weil sich die Zahl der zu bearbeitenden Einweginstrumente verfünffachen wird, war eine Prozessoptimierung in der Medizinprodukteabteilung notwendig. "Das war für mich spannend, denn ich habe noch nie mit Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet", sagt Gerkensmeier.
Zudem lernte er beim CBW einen anderen Ansatz der Prozessoptimierung kennen als den aus dem Studium vertrauten: "In der Industrie versucht man weitestgehend zu automatisieren. Bei der Caritas-Behindertenwerkstatt legen wir Wert darauf, dass, wenn möglich, nicht automatisiert wird, sondern bei uns steht der Mensch mit Behinderung im Fokus. Prozesse sollen nicht so weit optimiert werden, dass am Ende fünf Beschäftigte keine Arbeit mehr haben", sagt Gerkensmeier. Arbeiten müssten so gestaltet werden, dass der Mensch mit Behinderung sie auch erledigen könne.
"In der Behindertenwerkstatt wollen wir möglichst nicht automatisieren"
Um die Produktionsprozesse des CBW kennenzulernen, arbeitete Gerkensmeier zunächst mit den Menschen mit Behinderung Aufträge ab. "Ich hatte ja zuvor nie etwas mit Medizinprodukten zu tun", erklärt er. Dann überlegte er, was verändert werden müsse. Die Produktion wird jetzt von der Einzelplatzfertigung zu Fertigungsstraßen oder Fertigungslinien umgebaut, weil das CBW nun Einweginstrumente als Massenprodukte bearbeitet. Diesen Prozess begleitet Gerkensmeier. Daneben ist er noch Koordinator für den Datenschutz der sechs CBW-Standorte in der Städteregion Aachen, und er unterstützt den Kollegen Martin Meinhold im Qualitätsmanagement.
Für Andy Gerkensmeier ist seine Arbeit beim CBW eine interessante Aufgabe und auch eine interessante Erfahrung fürs Leben. Und er ist davon überzeugt: "Die Menschen mit Behinderung kommen hier mit sehr viel Freude und Spaß hin. Sie wissen, dass sie im Bereich der Medizinprodukte hochwertige Produkte bearbeiten."