Kommentar: "Weit weg ist näher, als du denkst"
"Die Welt ist ein Dorf", sagt man so leicht dahin. Aber was heißt das konkret? In jedem Dorf sind die Menschen aufeinander angewiesen, lebt man in einer Gemeinschaft. Doch im globalen Dorf, da sind die unmittelbaren Nachbarn vermeintlich weit weg. Aus den Augen, aus dem Sinn! Die reichen Industrieländer haben beträchtlichen Anteil an den Ursachen des Klimawandels, die Länder des Südens leiden unter den Folgen jedoch am stärksten. Für unseren Luxus und unsere Niedrigpreise werden Menschen anderswo auf der Welt ausgebeutet und leben in Armut.
Und dann, wenn unsere armen globalen Nachbarn an unsere Tür klopfen, dürfen sie dann auf Hilfe und Unterstützung hoffen? In der Regel wohl nicht, denn insbesondere die Länder des reichen Europa machen die Grenzen dicht. Wir erwirtschaften unseren Wohlstand auf Kosten der Armen, aber teilen wollen wir nicht. Sie seien nicht politisch verfolgt, heißt es, sie seien nur Armutsflüchtlinge, die keinen Asylgrund hätten, heißt es.
Wir verursachen den Klimawandel, der in anderen Regionen der Welt zu Dürren und Hungersnöten führt. Wir holzen den Regenwald ab und beanspruchen wertvolle Ackerflächen in Ländern der sogenannten Dritten Welt, um unseren Energiebedarf zu decken, und nennen das dann noch Bio-Treibstoff. Wir vertreiben Kleinbauern von ihrem Land, um unseren Bedarf an billigen Lebensmitteln zu decken. Wir kaufen billige Waren und nehmen Sklavenarbeit anderswo auf der Welt billigend in Kauf. Wir rekrutieren billige Arbeitskräfte und produzieren soziale Probleme in anderen Ländern. Wir arbeiten mit nicht demokratischen und totalitären Regierungen zusammen, wir exportieren Waffen und verdienen gut daran. Wir schaffen Fluchtgründe! Wenn die globalen Nachbarn aber an unsere Tür klopfen, schimpfen wir sie "Wirtschaftsflüchtlinge"!
"Wir geben nichts!" - Zynischer geht’s nicht!