In die Schuldenfalle getappt
Frank T. hat uns seine Erfahrungen und sein Foto zur Verfügung gestellt. Wie er wirklich heißt und wo er wohnt, veröffentlichen wir nicht, weil er Nachteile bei Bewerbungen befürchtet.Privat
Meine Finanzprobleme begannen mit einer Selbstständigkeit. Ich hatte sieben Jahre lang ein Geschäft, dadurch auch Schulden gemacht, die langsam, aber stetig größer wurden. Jedoch hatte ich dafür keine Kredite aufgenommen, sondern Kreditkartenkonten überzogen. Das war die einfachste Art, an Geld zu kommen, wenn man es gerade brauchte. Obwohl mir bewusst war, dass die Zinsen recht hoch waren. Aber es klappte.
Später, als ich wieder Arbeitnehmer war, habe ich genauso einfach und stetig die überzogenen Konten langsam wieder in Richtung "Plus" gezogen. Es dauerte zwar, auch weil ich von dort wieder Geld genommen habe, wenn ich welches brauchte. Es war der Weg des geringsten Widerstandes. Doch alles in allem reduzierte ich mein Saldo immer weiter, und ich wusste, dass ich irgendwann alle Konten ausgeglichen haben würde.
Doch nach einigen Jahren erkrankte mein Vater an Krebs. Zwei Jahre nach der Diagnose starb er. Dadurch habe ich mich leider dazu hinreißen lassen, Geld auszugeben, das ich im Grunde gar nicht hatte. Ich wollte meinen Spaß, um die schlechte Lebensphase zu kompensieren. Doch irgendwann war das Ende erreicht. Ich erkannte, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte. Alle Kreditkarten waren bis zum Limit ausgeschöpft. Da ein Kreditkartenkonto schon seit meinem 18. Lebensjahr bestand und das Limit alle zwei Jahre seitens der Bank erhöht worden war, stand ich vor Schulden von rund 53000 Euro. Ich zog die Notbremse und versuchte, im Internet rauszufinden, wie man in so einem Fall vorgeht. Viele kostenpflichtige Anbieter versprachen mir, online mit Musterformularen arbeiten zu können. Welche Kosten dabei tatsächlich auf mich zukommen würden, war allerdings gar nicht richtig ersichtlich. Zudem fehlten mir die finanziellen Mittel, um hier Geld zu investieren. Das war ja mein Problem!
Mir wurde klar, dass ein Termin bei einer offiziellen Schuldnerberatung erst nach einigen Monaten zu bekommen war. Und bis dahin? Ich musste jetzt etwas tun, nicht in sechs Monaten. Also recherchierte ich weiter. Meine Ausgaben hatte ich inzwischen im Griff und neu organisiert. Und ich wusste, dass die Rückzahlungen mein Einkommen überstiegen. Also blieb nur noch, eine Einigung mit den Banken zu finden, um die Rückzahlung zu senken.
Ich stieß auch auf die Schuldnerberatung der Caritas. Ich weiß nicht mehr, welche Fragen ich hier gestellt habe. Ich glaube, es ging um Musterbriefe an Banken. Erstaunt stellte ich fest, dass ich von dem Schuldnerberater nicht einfach weiter Tipps bekam, sondern zu Beratungsterminen zu ihm ins Büro kommen sollte, damit er sich die Sache mal intensiv ansehen konnte.
Zu Beginn der Beratungsgespräche war ich verunsichert über die vielen Fragen, die mir gestellt wurden. Wir sprachen über meine "Schuldengeschichte", über die Situation mit meinem Vater. Mir wurde noch mal in den Gesprächen so deutlich, was das mit meiner Überschuldungssituation zu tun hat. Mir wurde auch deutlich, wie ich bereits meine Verhaltensmuster geändert hatte.
Im weiteren Verlauf der Beratung stellten wir einen auf meine finanziellen Möglichkeiten abgestimmten Zahlungsplan auf. Wir entwickelten eine Strategie und erstellten individuelle Musterbriefe, die ich dann an meine Gläubiger verschicken konnte. Ich war froh, dass der Schuldnerberater der Caritas mir eine Art Leitfaden bot und mir sagte, wie ich vorgehen musste. Ich machte sehr viel selber, was mich im Umgang mit den Gläubigern sehr stärkte. Doch als es bei zwei Banken Probleme gab, griff er ein. Mit ein paar Telefonaten bei den betreffenden Banken sorgte er dafür, dass die Einigung mit allen Banken zustande kam. Darüber war ich sehr froh!
Die Rückzahlung läuft nun schon über drei Jahre. Die Hälfte ist also geschafft. In der Zeit hatte ich zwei Entlassungen wegen Firmenschließungen. Nach der ersten war meine Arbeitslosigkeit nur kurz, und ich konnte die Rückzahlungen ohne Unterbrechung weiterführen. Die zweite beschert mir immer noch aktuell die Arbeitslosigkeit, aber noch laufen die Rückzahlungen weiter. Sollte dieser Zustand jedoch länger andauern, bin ich gezwungen, eine Pause einzulegen bei den Rückzahlungen. Es beruhigt mich jedoch, dass ich in diesem Fall eine kompetente Hilfe an meiner Seite habe.
Mein Fazit bezüglich der Schuldnerberatung: Ich bin froh, dass es sie gibt. Aber es gibt zu wenige davon. Schulden machen ist einfach. Hier helfen manche Banken gerne mit. Aber um dort wieder rauszukommen, braucht man manchmal professionelle Hilfe, um mit Banken und anderen Gläubigern die Einigung zu finden. Ich habe daraus gelernt. In vielerlei Hinsicht. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass ich nie wieder an den Punkt will, wo ich vor über drei Jahren war.