Anlaufstelle für alle Lebenslagen
Es ist halb zehn. Wie jeden Donnerstag treffen sie sich hier. Alleinerziehende Mütter und Väter frühstücken einmal in der Woche zusammen. Hier können sie sich austauschen mit anderen, die in der gleichen Situation sind. Wer hier hin kommt, der kann von Schwierigkeiten berichten, die sich andere manchmal nicht einmal vorstellen können.
"Wenn die hören, ich habe zwei Kinder und bin alleinerziehend, sagen die nur, wir rufen sie an", erzählt Francis M. und weiß um die Folgen: "Als Alleinerziehender findest du keinen Job." Das hat der 35-Jährige schon mehrmals erfahren müssen. Nachdem er 2001 in Erziehungsurlaub ging, wurde er arbeitslos. Er hat zwei Töchter, um die er sich alleine kümmert. Dass man in so einer Lebenssituation höchstens noch einen 400-Euro-Job machen kann, darin sind sich er und die anderen Besucher des Frühstückstreffs einig. Doch wenn die Kinder krank werden, man Schul- oder andere Termine für sie wahrnehmen muss, dann wird es mit einer geregelten Arbeit schon schwierig.
Das "Amt", wie die Teilnehmer des Frühstückstreffs die Bundesagentur für Arbeit nennen, hat bei ihnen keinen guten Ruf. Wegen jeder Kleinigkeit müsse man da ein Extraformular ausfüllen. "Das machen die nur, damit man was vergisst", sind die Treffteilnehmer überzeugt. Dabei hat sich die Bundesagentur auf ihre Fahnen geschrieben: "Beschäftigungschancen für Alleinerziehende zu erschließen und ihre Integrationschancen in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern." Dafür seien auch "familienfreundliche Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie eine bezahlbare und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung unverzichtbar", so die Arbeitsagentur in einer im Oktober 2010 veröffentlichten Broschüre.
Wie wichtig solche Einrichtungen für die Eltern und die Kinder sind, das zeigen die positiven Reaktionen der Besucher. Für Gaby B. ist der Treff ein Ort, wo sie "einfach mal rauskommen und Luft holen" kann. Sie kommt mit Anfang 50 noch immer zum Frühstückstreff. Ihr Sohn ist längst erwachsen und eigenständig, doch für sie ist es nach wie vor schön, "dass man hier Leute trifft, mit denen man sich austauschen kann." Ramona H. gefällt besonders, dass sie mal raus kommt von zuhause und ihren "Frust ablassen kann." Für ihren Jungen sei es schön, einmal mit anderen Kindern zu spielen. Auch bei Problemen und Schwierigkeiten ist der Treff eine Anlaufstelle. "Man wird hier schon aufgefangen", erklärt die 28-jährige Mutter.
Der Treff ist eine ökumenische Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Wuppertal und der Diakonie Wuppertal. Dort arbeiten zwei ausgebildete Pädagoginnen und zwei Bürokräfte. Untergebracht ist der Treff in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Kindergartens. Neben einem Spielzimmer für die Kleinen und einem Raum für ihre Eltern, gibt es dort einen umzäunten Garten mit Spielgeräten, in dem sich die Kinder austoben können.
Alleinerziehende bilden eine der am stärksten von Armut bedrohten Bevölkerungsgruppen in Deutschland. Häufig sind sie vom Arbeitsleben ausgeschlossen und fühlen sich im Alltag alleingelassen. Um diesem Gefühl der Isolation und Einsamkeit entgegenzuwirken, sind solche Treffpunkte für Alleinerziehende eine wichtige Unterstützung. Sie bieten Hilfe zur Selbsthilfe an, hier können sich die Eltern untereinander austauschen. "Die Eltern sollen hier wieder lernen, Verantwortung zu übernehmen und ein Vorbild für ihre Kinder sein", erklärt Christel Sticht, die pädagogische Leiterin des Frühstückstreffs. Aus diesem Grund übernehmen die Eltern Frühstücksdienste oder organisieren selbst Angebote in der sogenannten "Treff AG".
Im Treffpunkt für Alleinerziehende ist auch die Trennungs- und Scheidungsberatung des SkF Wuppertal untergebracht. Über dieses Angebot haben einige der Alleinerziehenden den Treff kennengelernt. Andere sind vom Jugendamt darauf hingewiesen worden. Wie Francis M. Er ist immer wieder hierher gekommen, weil er gemerkt hat: "Wir sitzen alle in einem Boot."
Angebote für Alleinerziehende
Treff- oder Beratungsangebote speziell für Alleinerziehende werden in allen (Erz-)Bistümern in NRW angeboten. Weitere Informationen haben die Cartiasverbände vor Ort.