Kleinvieh am Kilimandscharo
Am Fuß des Kilimandscharo, des schneebedeckten höchsten Berges Afrikas, liegt die Stadt Moshi, einst zu Zeiten der deutschen Kolonie Ostafrika Ende der 1880er-Jahre der erste deutsche Standort am Kilimandscharo. Damals war Moschi "ein Komplex von Kegelhütten". Im Schutze der deutschen Truppen kamen auch Missionare, noch heute ist die Region dort am Osthang des Kilimandscharo katholisch geprägt.
Hier in den ländlichen Gebieten an der Grenze zu Kenia unterstützt die Caritas Aachen Ordensschwestern in ihrer sozialen Arbeit. Der Toyota-Landrover ist hier das Fahrzeug der Wahl. Asphaltiert sind nur die eine Verbindungsstraße nach Kenia und eine einzige Landstraße, die um das Kilimandscharo-Gebiet herumführt.
Anna Kohlwey, Referentin für Auslandshilfe beim Diözesan-Caritasverband Aachen, und Wolfgang Offermann, Sozialarbeiter bei der Caritas Aachen, informieren sich über die Nachhaltigkeit der Hilfen. Eingeladen hatte die Caritas im tansanischen Bistum Moshi, deren Büro "Gender and Development" mit finanzieller Unterstützung aus Aachen ein Hilfsprojekt aufgelegt hat. Das kommt insbesondere Frauen zugute, auf deren Schultern oft die Hauptlast der Hauswirtschafts- und Ernährungsarbeit liegt, wenn ihre Männer auf Arbeitssuche in den Städten sind.
Die Menschen im Bezirk Rombo kämpfen mit einfachen Mitteln gegen Dürre, wilde Tiere oder Krankheiten ihres Viehs. Die meisten Familien besitzen als Kleinbauern nur wenig Land, das nicht genug Erträge abwirft. Die Armut ist groß, das durchschnittliche Einkommen liegt bei unter zwei Dollar pro Tag.
Mit ihrer Stiftung Caritas-Kinderhilfe unterstützt die Caritas Aachen das Projekt "Schwein gehabt!", das die Ordensschwester Suzana A. Kitira von der Kongregation der Sisters of Our Lady of Kilimanjaro leitet. Es ist einfach, aber wirkungsvoll: Mit den Spendengeldern schafft die Caritas Ferkel, Milchziegen und einheimisches Geflügel an. Diese werden an armutsgefährdete Familien gegeben, die auch eine Einweisung in den Umgang mit dem Nutzvieh erhalten. Sie ziehen die Tiere groß, züchten neue Ferkel, die sie wiederum an andere Familien weitergeben oder verkaufen. Von den Verkaufserlösen können Familien für ihre Kinder die Schule bezahlen. Der Unterricht ist zwar kostenfrei, aber Bücher und Schulkleidung müssen die Familien selbst kaufen.
Manchmal bleibt den Familien auch Geld übrig, um die Wohnsituation zu verbessern. Viele leben in einfachen Lehmhütten mit einem Wellblechdach. Ein Haus aus Stein bedeutet schon Wohlstand, auch wenn es nur Lehmboden, oft keine feste Tür und keine Fenster aus Glas hat.
Im Nachbarbezirk Msaranga berichtet der Kleinbauer Benedicti, dass die Not während der Dürrezeit so groß war, dass Menschen bis zu zwölf Stunden über Land wanderten, um Futter für die Tiere zu finden. Was die Familien verkaufen konnten, erzielte nur niedrige Erlöse, weil die Tiere wegen der Dürre unterernährt waren. "Die Notlage hier ist viel existenzieller und absoluter als bei den klassischen Armutsphänomenen unserer Wohlstandsgesellschaft", sagt Sozialarbeiter Wolfgang Offermann. Er ist umso mehr beeindruckt, "mit welcher spirituellen Fröhlichkeit und mit welchem Lebensmut die Menschen den buchstäblichen Kampf ums Überleben auf sich nehmen".
Einige der Gruppen hatten mit Einfällen von Elefanten zu kämpfen, die Teile der Bananenplantagen verwüsteten. Auch Diebstahl kam vor, was früher undenkbar gewesen war. Bauer Benedicti sichert seinen Stall seitdem mit einem Vorhängeschloss. Froh sind die Familien, dass in diesem Jahr wieder Regen fällt, gleichzeitig fürchten sie sich vor Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen - wie sie jüngst in Kenia und auch in anderen Regionen von Tansania große Schäden hervorgerufen haben.
"Das Klima hat sich drastisch verändert", seufzt Schwester Suzana. Die durchschnittlichen Temperaturen sind angestiegen, die Regenzeiten verkürzen sich, es regnet nur noch portionsweise, Flüsse versiegen, Bewässerungsfurchen trocknen aus. All dies wirke sich auf die Quantität und Qualität von Feldfrüchten und die kleinen Ernten von Mais, Bohnen, Getreide, Bananen, Sonnenblumen und Erdnüssen aus.
"Das Bewusstsein, dass Tansania unter dem Klimawandel leidet, der hauptsächlich von den reichsten Industrieländern verursacht wird, ist mittlerweile überall vorhanden", sagt die Ordensschwester. Viele Tansanier machten sich Gedanken, wie sie konstruktiv auf die veränderten Bedingungen reagieren könnten, beispielsweise durch die Wiederanpflanzung von Bäumen. Inzwischen gingen immer mehr Gruppen dazu über, Ziegen zu halten, die weniger Wasser bräuchten und widerstandsfähiger seien.
"Wir sind so dankbar, dass die Caritas Aachen die Unterstützung während der Dürrezeit nicht beendet hat", betont eine Gruppensprecherin. Zugleich erhoffen sich alle Gruppen, dass die Unterstützung anhält. Denn auch die Klimaveränderungen halten an.
"Wir als Caritas fördern das Projekt vor allem als Ausdruck unserer globalen Verbundenheit in der katholischen Kirche und damit als Solidaritätsstifter", sagt Anna Kohlwey. Die Arbeit der Caritas in der Diözese Moshi macht die Lebenssituation von Bedürftigen in einem anderen Kontext sichtbar und verstehbarer. Eines ist für Kohlwey und Offermann nach dem Besuch klar: "Die Hilfe für Moshi muss weitergehen."
Spenden für Tansania
Seit 1975 setzt sich die Stiftung Caritas-Kinderhilfe im In- und Ausland für Menschen in Not ein. Etwa 12000 Euro sind jährlich erforderlich, um das Projekt in Tansania fortführen zu können. "Ein vergleichsweise niedriger Betrag, der jedoch eine große Hebelwirkung für die Situation der Menschen vor Ort hat", sagt Ute Schramm, die das Fundraising für die Caritas-Gemeinschaftsstiftung im Bistum Aachen organisiert.
Wenn Sie für das Projekt spenden möchten:
Spendenkonto: Pax-Bank Aachen
Stichwort: Tansania-Schweine
BIC: GENODED1PAX
IBAN: DE51 3706 0193 0000 1314 15