Spiel, Spaß, Spannung – und dann die Online-Sucht?
Die Einführung des Begriffs "Internet Addiction Disorder" durch Ivan Goldberg im Jahr 1995 markierte einen Wendepunkt in der Anerkennung von internetbezogenen Störungen. Was zunächst als humorvolle Polemik angesehen wurde, erlangte schnell ernsthafte Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft; auch entsprach die Beschreibung des Störungsbildes dem Erleben der Betroffenen. In der Folge wurden zahlreiche Forschungsprojekte initiiert, um das Phänomen der Internetabhängigkeit genauer zu untersuchen.
Neurobiologische Grundlagen
Die neurobiologischen Mechanismen hinter internetbezogenen Störungen (IBS) ähneln denen anderer Formen der Sucht. Bestimmte Verhaltensweisen können das dopaminerge Belohnungssystem des Gehirns aktivieren und zu einer Sensitivierung führen, die das Suchtverhalten verstärkt. Das bedeutet, dass Menschen durch bestimmte Internetanwendungen sich von unangenehmen Gefühlszuständen entlasten oder tatsächlich eine zusätzliche positive Wirkung erfahren. Dieser Prozess wird durch sogenannte operante Konditionierung (= Lernen am Erfolg) weiter verstärkt, sodass das Konsumverhalten ständig wiederholt werden muss.
Symptome und Folgen
Die Symptome von internetbezogenen Störungen können vielfältig sein und den Verlust von Interesse an anderen Hobbys, soziale Isolation und Beziehungsprobleme umfassen. Die Folgen können sich auf individueller, sozialer und gesellschaftlicher Ebene manifestieren und erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben. Je mehr solcher Probleme auftreten, desto mehr neigen diese Menschen dazu, diese Probleme wieder durch Internetnutzung zu kompensieren.
Behandlungsansätze und Herausforderungen
Die Behandlung internetbezogener Störungen ist komplex und erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Neben psychotherapeutischen Interventionen können auch medikamentöse Therapien und Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Dennoch stehen Betroffene oft vor Hürden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es aufgrund von Stigmatisierung oder wegen mangelnden Bewusstseins über ihre eigenen Probleme.
Symptome und Formen der IBS
Betroffene von Internetabhängigkeit zeigen Symptome wie gedankliche Eingenommenheit, Entzugssymptome bei Nichtnutzung, Toleranzentwicklung und erfolglose Kontrollversuche.
Verhaltensabhängigkeiten im Internet umfassen beispielsweise Glücksspiel, Computerspiele, Pornografiekonsum, Online-Shopping und soziale Netzwerke. Online-Glücksspiel bietet einfacheren und schnelleren Zugang als Spielstätten vor Ort. Dies ermöglicht den Betroffenen, auch kurzfristig auf ihre emotionalen Zustände zu reagieren und diese durch das Spielen zu regulieren, was suchtartiges Verhalten verstärken kann. Computerspielstörungen können zu individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Problemen führen, da das Computerspielen im Fokus der Aufmerksamkeit steht und meist den Großteil der Freizeit oder sogar allgemeinen Tageszeit einnimmt.
Die Pornografienutzungsstörung (PNS) führt zu einem übermäßigen und unkontrollierten Konsum von pornografischem Material, der durch den einfachen Zugang zum Internet begünstigt wird. Betroffene verspüren einen starken Drang, pornografisches Material zu konsumieren, was dazu führt, dass sie die Dauer und Häufigkeit ihres Konsums nicht mehr kontrollieren können. Die Folgen einer PNS können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu erheblichen Problemen in sozialen, familiären und gesellschaftlichen Bereichen führen. Aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung fällt es Betroffenen oft schwer, sich anderen anzuvertrauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Daher versuchen sie oft lange Zeit allein, mit ihren suchtbasierten Problemen umzugehen. Beratungsstellen berichten über eine deutliche Zunahme von Anfragen Betroffener.
Soziale-Netzwerke-Sucht und Online-Kaufsucht sind weitere Formen der Internetabhängigkeit, wobei Letztere oft finanzielle Probleme verursacht und deswegen früher auffällt. Die Nutzung des Internets als Medium für Suchtverhalten wird durch psychische Erkrankungen und intrapsychische Probleme begünstigt.