Mehr tun für Langzeitarbeitslose
"Stell mich an, nicht aus!" - Mit der Ausstellung der Initiative Integration durch Arbeit (IDA) im Deutschen Caritasverband stand das Thema Arbeitslosigkeit auf dem Caritas-Stand im Fokus. Am Beispiel von sechs echten Schicksalen wird dargestellt, wie ausgegrenzt sich Menschen ohne Arbeit fühlen und wie es ihnen geht, wenn sie in einer Arbeit ankommen. Trotz boomender Konjunktur gibt es allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 300 000 Langzeitarbeitslose. Viele von ihnen werden immer wieder kurzfristig in Beschäftigungs- und Integrationsmaßnahmen aufgenommen, aus denen sie dann nach einiger Zeit wieder in die Arbeitslosigkeit zurück entlassen werden müssen. Mal laufen die Zuschüsse aus, mal klappt die Vermittlung nicht, es bleibt ein Leben im Schatten.
Nur jeder elfte Hartz-IV-Empfänger wird mit einem arbeitsmarktpolitischen Angebot gefördert. Integrationsbetrieben fehlen die finanziellen Mittel. Ein Vorwurf: Die Jobcenter schichteten immer mehr Finanzmittel für Verwaltungsaufgaben um. Doch es braucht nicht nur eine bessere Finanzausstattung. Arbeitsmarkt-Experten fordern zum Beispiel mehr Flexibilität, um Menschen über längere Zeiträume in den Integrationsinitiativen halten zu können. Bislang sind Lohnkostenzuschüsse eines der Instrumente, die zur Förderung der Integration von Langzeitarbeitslosen eingesetzt werden. Die sind befristet, um Mitnahmeeffekte und dauerhafte Subventionierung von gewinnorientierten Unternehmen zu vermeiden. Doch die Realität sieht so aus: Trotz Lohnkostenzuschuss stellen Unternehmen keine Langzeitarbeitslosen ein. Gemeinnützige Betriebe hingegen sind an diese Befristungen gebunden.
Bislang wird das Thema Langzeitarbeitslosigkeit von der Politik sträflich vernachlässigt. Menschen mit brüchigen Berufsbiografien und sozialen Schwierigkeiten haben so gut wie keine Chance. Die psychischen und physischen Folgen für die Betroffenen sind verheerend: Verarmung, psychologische und gesundheitliche Probleme, gesellschaftlich-kulturelle und soziale Isolation, familiäre Spannungen und Konflikte bis hin zur Sucht.
Neben dem Thema Arbeitslosigkeit präsentierte die Caritas den "Stromspar-Check", die Caritas-Projekte "vielfalt.viel wert." und "EiNZIGWARE". Interessierte konnten sich an der innovativen Veranstaltungsform "Die lebende Bibliothek" beteiligen.
"Es ist gut, dass die Caritas hier ist. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass alle Menschen teilhaben können, mitwirken können an dieser Gesellschaft - nach ihren jeweiligen Möglichkeiten."
Sylvia Löhrmann (Grüne), stellv. Ministerpräsidentin
"Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit 30 Jahren gleich geblieben. Für diese Menschen muss man Arbeit schaffen, und dafür setzen wir uns als Caritas ein. Man nennt es "Passiv-Aktiv-Ausgleich": Wir möchten, dass aus "passiven" Sozialleistungen für Arbeitslose "aktive" Arbeit wird. Damit die Menschen ein Gehalt beziehen, von dem sie leben können und mit dem sie Rentenansprüche erwirtschaften. Damit würden sie in die Mitte der Gesellschaft zurückkehren. Wer Arbeit hat, ist Teil der Gesellschaft. Für viele ist es sehr wichtig, am Abend zu sehen, was sie am Tag gemacht haben."
"Wir brauchen eine vernünftige kontinuierliche Förderung für unsere Integrationsprojekte. Viele Langzeitarbeitslose benötigen länger als sechs oder zwölf Monate Unterstützung, damit Integration, damit Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt gelingen."