Diese Frau ist ein Phänomen
Mechthild begann 1976, mit 19 Jahren, in der Familienpflege zu arbeiten und ist bei der Caritas Iserlohn im Einsatz. Ihr erster Fall: ein schwerstbehindertes Mädchen. Noch heute hat sie Kontakt zu der Familie. Sie hat dort Spuren hinterlassen und Menschen geholfen.Caritas Iserlohn
"Ich kam zuerst in eine Familie mit sieben Kindern. Ich. Mit 19 Jahren. Ich wusste erst gar nicht, wie ich das schaffen sollte", sagt Mechthild Vogt. Und dann kommt es schon wieder. Dieses Leuchten in ihren Augen, die Dankbarkeit. "Es war wunderschön", sagt sie rückblickend. Sie hat ihre Ausbildung zur Familienpflegerin in Bad Wildungen gemacht und in der Kirchengemeinde Letmathe dann ihr Anerkennungsjahr absolviert. Sie habe sich bewusst dafür entschieden, mit Menschen zu arbeiten: "Die Menschen brauchen Wärme", sagt sie voller Überzeugung. Und "unsere Mechthild", wie sie innerhalb der Caritas genannt wird, zehrt selbst auch von den kleinen Momenten: "Sie sitzen vor einem Krankenbett, und jemand lächelt Sie an und greift Ihre Hand." Wieder ein Leuchten in den Augen. Oder einfach nur ein "Schön, dass Sie wieder da sind" - das gibt Mechthild Vogt Kraft. Kraft, die sie für den anstrengenden Beruf zweifelsohne braucht. "Ich kenne Mechthild Vogt jetzt schon viele Jahre", sagt Klaus Ebbing, der Geschäftsführer der Caritas Iserlohn. "Ich habe sie immer aufgeschlossen und in sich selbst ruhend erlebt, niemals negativ. Diese Frau ist ein Phänomen!"
Mechthild Vogt erlebt in der ambulanten Pflege auch sehr viel Traurigkeit. Kranke Menschen, einsame Menschen, Menschen, die Abschied nehmen müssen. Ihr Rezept: Sie frisst nichts in sich hinein, sondern setzt sich aktiv damit auseinander. "Das Team ist dabei ganz wichtig", lobt sie ihre Kolleginnen und Kollegen. Wenn sie nicht bis zur nächsten Teamsitzung warten kann, ruft sie eine Kollegin an und redet sich ihren Kummer von der Seele. Wenn man Mechthild Vogt erlebt, weiß man, dass sie sich anschließend wieder mit Freude ihren Aufgaben widmet. Mit voller Hingabe, denn "es gibt so viel Positives".
Diese Frau ist ein Phänomen: Seit 40 Jahren arbeitet Mechthild Vogt in der ambulanten Pflege.
"Ich würde alles wieder so machen"
Was sagen ihre Kollegen über sie? "Vielleicht würden die meinen heißen Fahrstil erwähnen." Sie lächelt verschmitzt. Die Zeit, die sie durch ihren Fahrstil rausholt, schenkt sie ihren Patienten.
"Heute ist das alles sehr eng getaktet", sagt sie über die Entwicklung des Pflegeberufs. "Aber es macht trotzdem Freude", schiebt sie schnell hinterher und erzählt eine ihrer Anekdoten. "Vor 20 Jahren war ich in einer Familie und betreute einen Pflegefall, da sagte die Frau immer: ‚Kommen Sie, ich helfe Ihnen, und dann trinken wir noch einen Kaffee‘, und dann hatten wir tatsächlich ein paar Minuten Zeit für einen Kaffee, und es gab sogar ein belegtes Brötchen mit Schinken." Heute ist der Zeitaufwand deutlich höher, und es gibt genau geplante zeitliche Abläufe. Mit einem Augenzwinkern verrät sie aber: "Wenn einer zwei oder drei Minuten mehr braucht, dann bekommt er die auch."
Wenn sie auf ihre lange Tätigkeit zurückblickt, sagt sie ohne jeden Zweifel: "Ich würde alles wieder so machen."