Arbeit mit Flüchtlingen
Land im Koffer
Fremde Kulturen hautnah erleben, das möchte die Caritas in Witten in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) erleichtern und fördern - mit Hilfe von gepackten Koffern. "Land im Koffer" heißt das Projekt, das Menschen verschiedener Nationen einlädt, sich und ihr Land anderen vorzustellen. Gepackt werden die Koffer etwa mit landestypischer Kleidung, mit Büchern oder Lebensmitteln. Dann wollen die Initiatoren die "Kofferpaten" auf Reisen schicken, zum Beispiel in Schulen. Dort könnten sie von ihrem Land und ihrer Kultur erzählen. Zur ersten Veranstaltung kam die Botschafterin Botswanas, Cornelia Moremi. Sie brachte selbst einen Koffer mit und stellte vor 120 Gästen zusammen mit der in Witten lebenden Michelle Lebang aus Botswana typische Gegenstände ihres Heimatlandes vor, darunter auch Essschalen und Trinkbecher aus Straußeneiern. Eine typische Eigenart ihres Landes präsentierten die Gäste aus Botswana aber erst nach der Kofferpräsentation: Sie begannen ausgelassen zur Musik zu tanzen.
Caritas macht Flüchtlinge mobil
In Iversheim bei Euskirchen können Flüchtlinge Fahrräder reparieren. Unterstützt und angeleitet werden sie von Karl-Heinz Arimond aus der Caritas-Kontaktstelle "Café Workshop", die direkt neben dem Lager der Fahrradwerkstatt "RADgeflüster" liegt. Hier werden viele gebrauchte Fahrräder gelagert, die kostenlos an Flüchtlinge abgegeben werden, um sie mobiler zu machen. Den Kontakt stellt Peter Müller-Gewiss her, Koordinator der Aktion Neue Nachbarn in Euskirchen.
Neues Leben in der Liebfrauenkirche
Leer geräumt wirkt der Raum der schon vor Jahren profanierten Liebfrauenkirche in Goch riesig. Bald könnte sich zumindest das Seitenschiff wieder mit Leben füllen. Es wäre leicht unterteilbar, und die Einzelräume wären dank niedriger Decke auch gut beheizbar. Darunter wohnen schon an die 40 Flüchtlinge aus vielen Nationen, alleinstehende Männer im großen Gruppenraum und Familien in den kleineren. Ehemals waren dies das Pfarrheim und daneben die Bibliothek. "Sanitäranlagen und Küche waren ja schon vorhanden, wir mussten nur Duschen einbauen", sagt Martin Jürgens vom Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Arnold Janssen, in der alle Gocher Pfarreien jetzt zusammengeschlossen sind. Etwas Wehmut über die Aufgabe der Kirche ist bei ihm noch spürbar, aber mehr die Freude, den Flüchtlingen ein solides Dach über dem Kopf anbieten zu können.
Erster Schritt in den Arbeitsmarkt
In Hellenthal in der Eifel arbeiten jetzt drei Asylsuchende im Caritas-Projekt "Arbeit teilen" (ARTE). "Die Flüchtlinge werden über den 1-Euro-Job finanziert und erhalten so die Möglichkeit, bei uns ihr eigenes Geld zu verdienen", erläutert Bürgermeister Rudolf Westerburg. Mittelfristig ist jedoch das Ziel, den Menschen eine Perspektive auf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben: "Wer beispielsweise in Syrien sein Medizinstudium unterbrechen musste, um sein Leben zu retten und nach Europa zu fliehen, der sollte grundsätzlich bei uns eine faire Chance bekommen, sein Studium zu beenden und als Arzt zu praktizieren", ergänzt Rolf Schneider, Geschäftsführer der Caritas. Wie dies hinsichtlich der Anerkennung von bereits geleisteten Semestern oder anderen Ausbildungsgängen vollzogen werden kann, soll in einem zweiten Schritt entwickelt werden.
Kitas helfen Flüchtlingskindern
In Neheim im Sauerland haben katholische Kindertagesstätten die Initiative für einen Spielplatz für Flüchtlingskinder ergriffen. Örtliche Pfarrgemeinden kooperierten, die Stadt war einverstanden, und das Erzbistum Paderborn gab einen großzügigen Zuschuss aus dem Flüchtlingsfonds. Der Eigenanteil wurde durch Sportfeste, Sponsorenläufe und Trödelmärkte erwirtschaftet, Firmlinge backten Waffeln. "Danke", hieß es von den 120 Flüchtlingen aus zwölf Nationen, die in der Unterkunft neben einer vorher trostlosen Wiese wohnen.
Eine neue Existenz aufbauen
Der entscheidende Baustein fehlt noch, Familie M. wartet auf die Anerkennung ihres Asylantrages. Aber das aus Aserbaidschan geflohene Paar bereitet sich mit seinen zwei Söhnen intensiv darauf vor, sich eine neue Existenz in Deutschland aufzubauen. Sie wohnen in einem Haus, das die Caritas Herten für Flüchtlingsfamilien gekauft und möbliert hat. Bärbel Timmermann, eigentlich in der Familienpflege tätig, begleitet sie seit einigen Monaten. Der Zehnjährige besucht mit Erfolg die Schule, konnte nach nur sechs Monaten in der Vorbereitungsklasse in die Regelklasse wechseln, der Vierjährige lernt im Kindergarten Deutsch, und die Eltern üben in Sprachkursen und mit dem Fernseher. Auf dem läuft ein Nachrichtensender, und die Mutter betont, dass der Sprache wegen bewusst nur deutsche Programme gewählt werden. In zwei Wochen zieht die Familie, die aus Angst vor dem langen Arm der aserbaidschanischen Regierung ihren Namen nicht nennen und ihre Gesichter nicht zeigen kann, in eine eigene Wohnung. Alle beweglichen Küchenutensilien kann sie mitnehmen. Bärbel Timmermann hat schon zwei weitere Pakete damit auf dem Dachboden eingelagert für die nächsten Flüchtlingsfamilien.
Anpacken, um zurückzugeben
Fremde Namen überwiegen auf der Liste von Schwester Daniela in den beiden Tafelläden der Caritas Herten, die auf über 450 Kunden angewachsen ist. Auch Frank Echagbe aus Nigeria und Jwan Isso aus Syrien stehen darauf. Aber bevor sie am Ende des Tages einkaufen, packen sie mit an, laden die im Abstand von wenigen Minuten eintreffenden Kleintransporter aus, sortieren nicht mehr anbietbares Obst aus, füllen die Regale. Sie gehören zum Team der fast 150 Ehrenamtlichen von Schwester Daniela, die vor allem auch die Versorgung von Flüchtlingen in Herten mit günstigen Lebensmitteln sicherstellen. Zu Hause falle ihnen die Decke auf den Kopf, sagen sie. Sie wollen anpacken und etwas zurückgeben.
Starterpaket für Flüchtlinge
"Es ist einfach eine gute Idee", sagt Rita Stecker-Schürmann, Leiterin des Caritas-Sozialkaufhauses "Brauchbar & Co" in Rheine. Im Auftrag des Sozialamtes packen Minijobber und Asylbewerber seit Kurzem gemeinsam "Starterpakete" für neu angekommene Flüchtlinge. Der Inhalt: Töpfe, Teller, Pfannen und Besteck. Diese Pakete gehen an Flüchtlinge, die gerade eine neue Wohnung beziehen. So schlagen die Rheinenser drei Fliegen mit einer Klappe: "Wir bieten Hilfe für Flüchtlinge, entlasten die Kollegen im Sozialamt und bieten eine weitere Beschäftigung für unsere Minijobber", sagt Stecker- Schürmann. Eben einfach eine gute Idee.
Dschungel lichten
Zwar gibt es in Witten viele Hilfsangebote für Migranten. Das entsprechende Adressverzeichnis der Stadtverwaltung kann sich sehen lassen. Doch vielen Migranten fällt es schwer, sich im "Dschungel der Angebote" und in der deutschen Bürokratie zurechtzufinden, weiß Migrationsberaterin Christine Henkel von der Caritas Witten. Das soll sich jetzt ändern. "Welcome! Willkommenskultur Hand in Hand" lautet der Name eines kürzlich gestarteten Projekts des Caritas-Verbandes Witten, das alle diese Angebote erfassen und koordinieren möchte. Ziel ist es, alle bereits vorhandenen Beratungs- und Hilfsangebote zu erfassen und zu prüfen, ob etwa irgendwo parallel die gleiche Arbeit geleistet wird. Erfahrungen der Wohlfahrtsverbände in der Migrationsarbeit sollen gebündelt, der Austausch intensiviert werden. Auch die Ausländerbehörden im Ennepe-Ruhr-Kreis werden in das Projekt einbezogen.
Projekt "Chance plus" zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Eine gezielte Unterstützung, um Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, bietet das Kölner Therapiezentrum für Folteropfer/Flüchtlingsberatung unter dem Titel "Chance plus" an. Ziel ist weiterhin die Aufnahme von Arbeit, Ausbildung/Studium oder qualifizierenden Bildungsangeboten. Hierzu unterstützt CHANCE plus auch dabei, Fördermöglichkeiten durch Arbeitsagenturen und ggf. Jobcenter zu erschließen und den Zugang zu berufsbezogenen Deutschkursen ("ESF-BAMF-Kurse") zu erhalten.
Veränderungen ergeben sich insbesondere durch die Vorgabe einer höheren Vermittlungsquote. Um neben der intensiven individuellen Unterstützung auch eine breitere Wirkung zu erreichen, werden in Flüchtlingswohnheimen Informationsveranstaltungen zum Thema Arbeitsmarktzugang mit Sprachmittler(inne)n durchgeführt. Zudem schult die Caritas Mitarbeitende in Arbeitsagenturen und Jobcentern zum Thema Flüchtlinge.