youngcaritas darf das!
Einfach mal ausprobieren! Machen statt trödeln! Die Lizenz zum Versuch! Viel Freiheit und Spielraum hat die junge Initiative der Caritas. Doch was ist eigentlich youngcaritas? Oft wurde in Vorträgen, Diskussionsrunden und Einzelgesprächen eine Definition von youngcaritas gefordert. Viele Fragezeichen habe ich auf den Gesichtern derjenigen gelesen, die zum ersten Mal von youngcaritas hörten. Als ich mich weigerte, youngcaritas starr zu definieren, wurden die Fragezeichen noch größer. Doch sobald man youngcaritas in Fesseln legt und einordnet, nimmt man ihr das höchste Gut: die Experimentierfreude. Manche sagen: "Es fehlt youngcaritas an Profilschärfe!" Dem würde ich nicht widersprechen - so bunt und vielfältig wie aktuell die youngcaritas-Landschaft ist. Doch in der vermeintlichen Schwäche fehlender Profilschärfe steckt doch viel Größeres: Jede youngcaritas vor Ort entwickelt sich in individuellem Tempo und Umfang.
Was braucht es dazu? Als Erstes Menschen, die für die Idee brennen. Egal ob haupt- oder ehrenamtlich, groß oder klein, jünger oder auch älter. Entscheidend ist, dass bei der Implementierung von youngcaritas die Führungsebene voll hinter dem Konzept steht und Ressourcen bereitstellt - personell und finanziell. Von nichts kommt nichts. Aber aus wenig kann youngcaritas viel machen!
Auch wenn youngcaritas als "kleines Kerlchen" sagt: "Ich brauche keine Strukturen! Ich bin gerne mal laut, unbequem und neben der Spur! Ich darf das!", muss youngcaritas mit der Zeit feststellen, dass es ganz ohne Strukturen und Rückbindung nicht geht. Es hat sich etabliert, dass es pro Standort eine Ansprechperson gibt, die im besten Fall hauptamtlich tätig ist. Bei ihr laufen die Fäden zusammen. Doch Vorsicht: Zu eng darf der hauptamtliche youngcaritas-Akteur nicht in die oft so festen Strukturen eines Caritasverbandes eingebettet sein. Wie soll man bei den komplizierten Dienstwegen noch kreativ werden? Spontanität beißt sich mit Bürokratie.
Herausfordernd bleibt das Aufspüren junger Menschen, die sich für soziale Themen wie Armut, Flucht und Migration, soziale Gerechtigkeit oder auch Nachhaltigkeit engagieren möchten. Im Büro kann ich sie lange suchen. Es gilt, hinaus in die Lebenswelten junger Menschen zu gehen und gemeinsam mit ihnen über die Vision einer gerechteren Welt zu sprechen. "Heute schon die Welt verändert?" prangt auf dem Flyer der youngcaritas im Ruhrbistum. Selbst wenn es etwas pathetisch klingt, liegt der Kern in dieser Frage. Ich kann etwas bewirken! Ich muss nur anpacken! Die youngcaritas-Akteure versuchen, dabei Wegbereiter und Türöffner zu sein.
Um eins klarzustellen: youngcaritas heißt nicht "Rekrutierung neuer Arbeitskräfte" und die "Bekämpfung des Fachkräftemangels". "oldcaritas" hat nur viel zu lange gewartet, aktiv den Fokus auf das freiwillige soziale Engagement junger Menschen zu richten.
Und noch eins: youngcaritas rettet nicht die Welt. youngcaritas ist auch nicht die neue CKD. youngcaritas darf nicht missbraucht werden, alte Strukturen aufrechtzuerhalten - wie z. B. neue Vorstandsämter zu besetzen. Vielmehr soll mit youngcaritas gezeigt werden, dass "oldcaritas" auch anders kann. Dabei muss man dem "kleinen Kerlchen" auch mal Fehltritte verzeihen können. Viel wichtiger: die ersten sicheren Schritte loben und darauf aufbauen.
Wenn wir als Caritas junge Menschen verstärkt in den Blick nehmen wollen, ist die Marke youngcaritas eine große Chance. Zugespitzt formuliert: Jeder Ortscaritasverband und jeder Diözesan-Caritasverband braucht eine youngcaritas, um nach innen und nach außen das Themenfeld "Junges Engagement" bewusst zu platzieren. Noch spitzer formuliert: youngcaritas muss aus dem Projektstatus heraus, um unbefristet Wirkung erzielen zu können. Taten wirken!