Freiheit geben, Vertrauen haben
Caritas in NRW: Wann ist ein youngcaritas-Projekt erfolgreich?
Berenike Struve: Erfolg ist natürlich abhängig von der Wahrnehmung des Einzelnen. Ein Kriterium, an dem Erfolg festgemacht wird, ist zunächst die Zufriedenheit bei den jungen Leuten. Wenn die das Gefühl haben, dass sie etwas verändert haben, dann war das Projekt für die jungen Leute erfolgreich. Entscheidend ist das Projekt-Personal. Wenn das Projekt-Personal nicht hinter den Zielen steht und nicht mit Leidenschaft und zielgerichtet arbeitet, dann ist das ganze Projekt schon zum Scheitern verurteilt.
Caritas in NRW: Was genau meinen Sie mit Projekt-Personal? Wen haben Sie da im Blick?
Berenike Struve: Das sind die Hauptamtlichen, die im Caritasverband mitarbeiten, also "Projektmanager" oder andere Ansprechpartner von youngcaritas.
Caritas in NRW: Was kann man tun, um diese Schlüsselpersonen zu unterstützen, zu motivieren, zu befähigen?
Berenike Struve: Man muss von Anfang an Projektziele zusammen formulieren. Sie fragen: Was ist euch wichtig, welche Themen sollen wir jetzt ansprechen? Die Hauptamtlichen müssen in die Themen persönlich involviert sein. Und dann braucht es "Top-Management-Support": Vorstand und Geschäftsführer müssen das Projekt wollen und eben auch unterstützen. Das beginnt schon bei der Zielformulierung. Dazu gehört auch, die Freiheit zu geben und das Vertrauen zu haben, youngcaritas machen zu lassen.
Caritas in NRW: Das Selbstverständnis von youngcaritas - so habe ich das in Ihrer Arbeit gelesen - beinhaltet auch, dass sie "frei sind zu tun, was sie wollen". Was bedeutet das?
Berenike Struve: In den Interviews, die ich für meine Arbeit geführt habe, wurde oft gesagt, dass die jungen Menschen eben keine bürokratischen Wege gehen müssen. Dass sie ganz spontan agieren können. Eine Interviewte hat gesagt, dass sie die Lizenz zum Querdenken habe und einfach mal unkonventionelle Wege gehen könne, um Projekte zu machen.
Caritas in NRW: Was heißt das für einen Caritasverband?
Berenike Struve: Man muss zwischen dem Caritasverband und der youngcaritas differenzieren. Es muss klar sein, dass die youngcaritas sich nicht instrumentalisieren lassen kann. Da geschieht etwas partizipativ unter jungen Leuten.
Caritas in NRW: Welche Empfehlungen leiten Sie noch ab aus Ihrer Untersuchung?
Berenike Struve: youngcaritas-Arbeit braucht finanzielle und zeitliche Ressourcen. Das haben die meisten Interviewpartner genannt. Man kann mit wenig Geld viel schaffen, ganz ohne geht es nicht. Wichtig ist auch ein aktives "Stakeholder-Management", also der Kontakt und der Austausch mit anderen Interessengruppen wie bspw. dem BDKJ. Dem musste man von Anfang an die Angst vor Konkurrenz nehmen und klarmachen, dass bei der Caritas nicht ein neuer Jugendverband geplant ist. Und nicht zuletzt: Die Chancen zur Vernetzung muss man nutzen.
Das Interview führte Markus Lahrmann.
E-Mail-Adresse von Berenike Struve: berenike@team-struve.de