Vielfalt braucht Regeln
Fragen: Ist unsere Heimat bedroht, wenn nicht nur Schutzsuchende und Asylberechtigte, sondern auch Armutsflüchtlinge und Glücksritter in so großer Zahl nach Deutschland strömen, dass sie nicht einmal alle registriert werden konnten? Was soll eine heimische Industrie, die bestrebt ist, ihre Arbeitsabläufe zu automatisieren, mit Heerscharen unausgebildeter junger Männer anfangen? Wie lässt sich der Wunsch, ein tolerantes, aufgeklärtes Land zu sein, vereinbaren mit der Tatsache, dass die Mehrzahl der neuen Zuwanderer einer vormodernen, antisäkularen Tradition entstammt? Was bedeutet es für das geforderte Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wenn auch nach vielen gemeinsamen Jahren Phänomene möglich sind wie jene Kölner Demonstration 2015, wo mehr als 30000 türkischstämmige Deutsche einem fernen Diktator zugejubelt und nicht wenige von ihnen die Einführung der Todesstrafe in der Türkei verlangt haben? (vgl. U. Greiner, Die Zeit 37/2016).
Es zeigt sich: Vielfalt in einer offenen Gesellschaft ist für viele Menschen eine Herausforderung. Unterschiedlichkeit von Kulturen, Sprachen, Nationalitäten kann Menschen verunsichern. Wunsch und Sehnsucht nach Überschaubarkeit, nach Vertrautem und Bekanntem wächst. Doch die Multikulturalität ist längst Realität. Das Zusammenleben ist manchmal mühsam, es braucht Regeln, die für alle verbindlich sind, freiheitlich-demokratische Grundwerte, die von allen geteilt werden. Es braucht einen Staat, der diese Regeln durchsetzt und das Gewaltmonopol verteidigt. Es braucht aber auch die Zivilgesellschaft, die Vielfalt nicht mit Beliebigkeit verwechselt.
"Heimat hat keine Postleitzahl. Sie ist vielmehr eine Utopie, das heißt: ein begehrtes, aber unerreichtes, ja unerreichbares Ziel."
Burkhard Spinnen
Sozialcourage Spezial 2017: Zusammen sind wir Heimat
Mehrere hunderttausend Menschen sind in den letzten zwei Jahren vor Krieg und Gewalt nach Deutschland geflüchtet, um sich und ihren Familien ein neues Leben aufzubauen. Die Bereitschaft, sie willkommen zu heißen, war riesig. Doch inzwischen wachsen Angst und Unsicherheit, ob die Integration dieser Menschen gelingen kann. Die nun erschienene Zeitschrift Sozialcourage Spezial 2017 veranschaulicht, begleitend zur Caritas-Kampagne, in Reportagen, Porträts und Interviews, wie gegenseitiges Vertrauen und Gemeinschaft wachsen können.
Leserinnen und Leser finden im Grundsatzartikel und in Infoteilen Hintergründe, Aktuelles und Links zum Thema. Zusätzlich enthält das Magazin einen Unterrichtsentwurf für Pädagogen, Materialhinweise und eine Textmeditation. In einer Teilauflage ist ein vierseitiges spirituelles Impulspapier beigeheftet und regt zum Nachdenken an.
Das Magazin ist ab Januar 2017 beim jeweiligen Diözesan-Caritasverband erhältlich.
Fragen zum Heft beantwortet Manuela Blum,
Telefon 0761/200-625; E-Mail: manuela.blum@caritas.de