Gut angelegtes Geld
Weihbischof Johannes Bündgens erzählt den Kindern der St. Francis School von Deutschland und von Aachen. Die Schule wird mit Aachener Geldern finanziert.Gerd Schnitzler
Denn hier, in der zweitältesten Kirche des Bistums Moshi, erlebte Bündgens Weltkirche, wie man sie wohl auf wenigen Reisen kennenlernt. Hunderte Schüler hatten sich dort eingefunden, um musikalisch und lautstark den Kreuzweg zu beten. Bündgens, der als Vorsitzender des Aachener Diözesan-Caritasverbandes Projekte in dem afrikanischen Bistum begutachtete, gesellte sich kurzentschlossen zu den Schülern und segnete die verblüfften Gläubigen. "Ich bin Musikliebhaber, und der Besuch einer afrikanischen Messe ist für mich jedes Mal eine Frischzellenkur, die mich ermutigt", sagte der Weihbischof nach dem spontanen Gebet.
Auch abseits dieser spirituellen Momente gibt es viel Ermutigendes zu berichten aus dem Bistum im Nordwesten des Landes. Was auch an Spendern aus dem Bistum Aachen liegt. Der Diözesan-Caritasverband Aachen beteiligt sich dort an kleinen, aber feinen Hilfsprojekten, die versuchen, mit geringem Aufwand nachhaltige Entwicklungshilfe zu leisten.
So etwa beim Schweineprojekt, dessen Erfolg sich im wahrsten Sinne des Wortes fortpflanzt. Ausgangspunkt sind Frauengruppen, die mehrere Schweine sowie einen Eber erhalten. Sie müssen dann an einem Seminar teilnehmen, bei dem sie die Grundlagen der Schweinezucht erlernen. Die Frauen verpflichten sich vertraglich, vom ersten Wurf zwei Ferkel an andere Familien abzugeben, die somit ebenfalls Teil der Gruppe werden. Auf diese Weise konnten inzwischen knapp 650 Familien kleine Schweinehaltungen aufbauen.
Eine davon gehört Ester Mwani, die der Gruppe um den Weihbischof einen herzlichen Empfang bereitete. Die 42-Jährige hat derzeit zwölf Schweine und nutzt den Schweinedung, um den Ernteertrag auf ihren Feldern zu erhöhen. Den Erlös aus dem Verkauf von Ferkeln hat die vierfache Mutter in eine Kuh reinvestiert. Hinzu kommen Fonds, die viele der Gruppen gründen. Da ist zum einen der Sozialfonds, in den alle Mitglieder einzahlen und aus dem in wirtschaftlichen Notlagen 20000 Tansanische Schilling (zehn Euro) als zinsloses Darlehen ausgeschüttet werden können. Zum anderen der Sparfonds, aus dem die Mitglieder ein mit fünf Prozent verzinstes Darlehen entnehmen können.
Der Steinschredder wurde mit Aachener Hilfe instand gesetzt. Die Erlöse aus der Arbeit mit dieser mächtigen Maschine finanzieren wiederum Stipendien.Gerd Schnitzler
30000 Euro Aachener Spendengelder sind seit 2011 in das Projekt geflossen. Gut angelegtes Geld. "Wir stellen immer wieder fest, dass Frauenprojekte am nachhaltigsten wirken", sagte Bündgens beeindruckt.
Ein weiteres Beispiel für den sinnvollen Einsatz von Spendengeld konnte der Weihbischof in Kilacha im Osten der Diözese Moshi sehen, die knapp doppelt so groß wie das Bistum Aachen ist. Im dortigen Ausbildungszentrum werden 330 junge Menschen aus ganz Tansania in den Bereichen Landwirtschaft, Futtermittelproduktion und Hotelmanagement ausgebildet. Neben diesem pädagogischen Angebot stellt das vom Bistum getragene Zentrum aber auch einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar. Knapp 24000 Euro Überschuss erwirtschaften die angeschlossenen Betriebe pro Jahr, zu denen eine Hühnerfarm, eine Schweinezucht sowie ein Steinschredder gehören.
Mit dessen Hilfe werden aus großen Steinbrocken Schotter und Splitt für den Straßenbau sowie für die Produktion von Bausteinen hergestellt. Da der Schredder trotz der Improvisationskünste der Mechaniker nur noch eingeschränkt arbeiten konnte, hatte der DiCV Aachen 2011 den Kauf von Ersatzteilen mit rund 9000 Euro finanziert. Der Besuch aus Aachen konnte sich dann von der Effektivität des monströsen Geräts überzeugen. Etwa drei Lkw-Ladungen mit Steinen werden dort täglich fachgerecht zerkleinert, was nicht nur einen Monatslohn von etwa 95 Euro für jeden der 55 Arbeiter bringt, sondern auch dem nebenan liegenden Ausbildungszentrum hilft. "Mit dem Gewinn aus dem Steinschredder können wir 15 Stipendien zu je 340 Euro pro Jahr finanzieren", erklärte Pater Landelini Makiluli, der Leiter des Kilacha-Projektes.
Aber nicht nur die Begutachtung vorhandener Projekte stand bei dem fünftägigen Besuch auf dem Plan, sondern auch mögliches künftiges Engagement. In dessen Mittelpunkt wird die Situation behinderter Kinder stehen, die in Tansania trotz einiger Verbesserungen immer noch schlecht ist. "Wir müssen ihnen eine Perspektive jenseits eines Bettlerdaseins eröffnen", sagte Isaac Amani, der Bischof von Moshi. Das könne nur über Bildung funktionieren, weshalb das Bistum den Neubau einer inklusiven Secondary School plant. In dieser weiterführenden Schule für 14- bis 19-Jährige, die etwa 20 Kilometer östlich der Bistumsstadt entstehen wird, sollen 96 behinderte und nichtbehinderte Schüler gemeinsam leben und lernen.
Ester Mwani zeigt voller Stolz ihre SchweinezuchtGerd Schnitzler
Da die bislang veranschlagten Baukosten von 285000 Euro deutlich außerhalb der Kategorie "klein, aber fein" liegen, ging es bei dem Besuch in Moshi in erster Linie darum, Möglichkeiten der Kooperation auszuloten. "Um ein solch großes Projekt umzusetzen, müssen wir finanzielle Ressourcen bündeln", erklärte Werner Schumacher, der bei der Caritas Aachen für die Auslandshilfe zuständig ist. Dies könne beispielsweise mit dem DiCV Trier geschehen, der sich seit Längerem in Moshi engagiert. Zu diesem Zweck wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen Aachen, Trier und Moshi entworfen, die im Juli bei einem Gegenbesuch des zuständigen Paters Alyoce Urio unterzeichnet werden soll. Als weiterer möglicher Geldgeber für die St.Pamachius School kommt außerdem noch das Kindermissionswerk mit Sitz in Aachen infrage. Ein Vorantrag für die Schule sei bereits eingereicht worden, müsse aber noch präzisiert werden, heißt es dort.
Arbeitsreich war er also, der Besuch in Moshi. Und was hat der Weihbischof mitgenommen? Den tiefsten Eindruck hat wohl die Rolle der Kirche in der tansanischen Gesellschaft hinterlassen. "Für mich ist es toll, zu sehen, wie die Kirche hier wächst und alle Altersgruppen anspricht." So wie in dieser Kirche in Kibosho im Schatten des Kilimandscharo.