Kleiner Pieks mit schwerwiegenden Folgen: Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags warnt der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln vor der schleichenden Normalisierung von Bluttests auf Trisomie 13, 18 und 21. Die Caritas fordert eine systematische Auswertung der Folgen der Kassenzulassung dieser Tests und setzt sich für eine gesellschaftliche Debatte über die ethischen Folgen ein.
"Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Bluttest zum Routineprogramm wird und keine medizinisch begründete und individuelle Entscheidung ist", erklärte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel. Ursprünglich als Untersuchung in klar definierten Risikoschwangerschaften gedacht, werde der Test inzwischen bei mehr als jeder dritten Schwangerschaft eingesetzt.
Seit Juli 2022 werden die Kosten des nichtinvasiven Pränataltests (NIPT) durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dabei liefert der Test jedoch keine eindeutige Diagnose, sondern nur eine mögliche Wahrscheinlichkeit, ob eine Chromosomen-Abweichung vorliegt. Der Diözesan-Caritasverband warnt deshalb vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der genetische Untersuchungen zunehmend zur Norm werden und der Druck auf werdende Eltern steigt, solche Tests durchzuführen. "Die Auswertung der bisherigen Daten ist dringend notwendig, um die schleichende Verselbstständigung von Praktiken der Erbgesundheit kritisch zu hinterfragen", betonte Hensel.
Die Caritas fordert daher ein wissenschaftlich begleitetes Monitoring zu den Auswirkungen der Kassenzulassung des Pränataltests. Eine öffentliche Auseinandersetzung mit den ethischen und gesellschaftlichen Folgen müsse angestoßen werden. "Werdende Eltern dürfen sich weder unter Druck gesetzt noch mit einer Diagnose alleingelassen fühlen", so Hensel weiter.