Dülmen/Düsseldorf - Spezielle Werkstätten für Menschen mit Behinderungen werden weiterhin gebraucht und "es wird sie auch in 25 Jahren noch geben". Das versicherte Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer (SPD) 120 Beschäftigtenvertretern aus den Caritas-Werkstätten in NRW auf ihrer Jubiläumskonferenz am Donnerstag in Dülmen. Trotz aller Bemühungen um Arbeitsplätze in Integrationsunternehmen und einer neuen Initiative für Außenarbeitsplätze sei auch ein weiteres Wachstum der Werkstätten zu erwarten. 64.000 Stellen für Menschen mit Behinderungen böten die 104 Einrichtungen im Land. In den vergangenen zehn Jahren seien sie jährlich um 1.000 Plätze gewachsen.
Das liege auch daran, dass Nordrhein-Westfalen in der Sorge um behinderte Menschen einen Spitzenplatz bundesweit einnehme. Unter anderem garantiere das Land allen Menschen unabhängig von der Schwere ihrer Behinderung einen Werkstattplatz, so Schäffer. Diese hohen Standards gelte es möglichst durchzusetzen in der aktuellen Diskussion um das für 2016 geplante Bundesteilhabegesetz. Der Staatssekretär im NRW-Sozialministerium bat die Werkstatträte, ihre Interessen hier einzubringen: "Kämpfen Sie dafür, dass der NRW-Weg weiter möglich bleibt".
Gleichzeitig warb er dafür, dass die Werkstätten sich weiter öffnen für Beschäftigung außerhalb. Land und Landschaftsverbände unterstützten jeden Integrationsarbeitsplatz mit 20.000 Euro. So sei es gelungen, 2.600 Plätze in 251 Integrationsunternehmen zu schaffen. Dazu kämen in einer neuen Initiative 670 Außenarbeitsplätze. Entscheidend sei hierfür eine gute Ausbildung.
Bundesweit vorbildlich sei auch die Mitwirkungsverordnung, erklärte Schäffer. Als sich die Werkstatträte der Caritas vor 25 Jahren gegründet hätten, habe es sie noch nicht geben. Aber dass sie 2001 beschlossen worden sei, "das hat auch mit ihrer Arbeit zu tun". An die Gründungszeit erinnerte Werner Heer, ehemaliger Werkstattleiter von Haus Hall (Gescher) und Gründervater, der heute noch als ehrenamtlicher Koordinator in der Konferenz aktiv ist. Das erste Treffen fand auf der Marienburg in Coesfeld statt, jetzt trifft sich die Konferenz viermal jährlich im Barbara-Haus in Dülmen - ehemals ein Soldatenfreizeitheim und seit einigen Jahren selbst ein Integrationsunternehmen der Alexianer in Münster.
1993 folgte mit der Gründung eines eigenen Bildungswerks einer der wichtigsten Schritte. 1.700 Beschäftigtenvertreter haben sich im Laufe der Jahre in Seminaren auf ihre Aufgabe vorbereitet, für die sie jeweils für vier Jahre gewählt werden. Heer versprach, dass diese Form der Unterstützung weiterhin aufrechterhalten werde: "Wir wollen den Werkstatträten weiterhin helfen, damit sie Beachtung finden und ihre Vorstellungen in der Gesellschaft wahrgenommen werden".
Als "wegweisend" bezeichnete der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig, Vorsitzender der "Konferenz der Werkstätten für behinderte Menschen der Caritas in NRW und Niedersachsen", die Gründung 1989. Das Jubiläum sei Anlass gewesen, einmal innezuhalten und über deren zukünftige Arbeit nachzudenken. Wichtig blieben ein guter Austausch, die Entwicklung gemeinsamer Positionen und die Sicherung der Fortbildungen. Die niedersächsischen Kollegen, die sich nicht zuletzt wegen unterschiedlicher landesrechtlicher Regelungen, ausgeklinkt hätten, sollten sich weiterhin beteiligen und an Fortbildungen teilnehmen können.
In ihren Grußworten erklärten die Mitglieder Lenkungsgruppe, wie wichtig der Austausch und die Unterstützung durch die Konferenz für sie in ihrer Arbeit als Werkstatträte seien. Peter Bösel (Arnsberg) stellte fest, dass es dadurch gelungen sei, "25 Jahre ohne Ermüdungserscheinungen zu arbeiten". Sonja Haase (Olsberg) erinnerte daran, dass es bei der Gründung gerade 6.000 Beschäftigte in den Caritas-Werkstätten in NRW gegeben habe und diese Zahl inzwischen auf 22.000 gewachsen sei. Stefan Rakowitz (Reken) betonte das Interesse der Werkstatträte, an der Entwicklung der Lebens- und Arbeitsbedingungen für Menschen mit Behinderung mitzuarbeiten.