Düsseldorf - Wer auf Tafeln, Warenkörbe oder Kleiderkammern angewiesen ist, fühlt sich dauerhaft aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Existenzunterstützende Angebote lindern zwar akute Notlagen durch Lebensmittel, Kleidung und Möbel, doch gleichzeitig setzt sich in ihnen die Spaltung der Gesellschaft fort. Das sind die zentralen Ergebnisse einer differenzierten Untersuchung der Forschungsgruppe "Tafelmonitor" (Prof. Stefan Selke, Furtwangen, und Prof. Katja Maar, Esslingen) zur Wirksamkeit dieser Angebote. In Auftrag gegeben wurde sie von den Diözesan-Caritasverbänden in NRW, die sie am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellten.
Die Ergebnisse liegen nun als Buch vor. Befragt wurden regelmäßige Nutzer als auch "Nutzungsverweigerer" sowie haupt- und ehrenamtliche Helfer von über 540 existenzunterstützenden Angeboten in NRW. Den Mitarbeitenden attestiert die Studie eine hohe Verantwortlichkeit für die menschenwürdige Existenz ihrer Mitmenschen. Sie verstehen sich als Ausfallbürgen für die mangelnde sozialstaatliche Absicherung. Ihnen geht es um konkrete Unterstützung für einzelne in Not geratene Menschen und nicht um politische Arbeit bei der Bekämpfung der Ursachen. Das führt in der Realität dazu, dass sich die Spaltung der Gesellschaft in den existenzunterstützenden Angeboten fortsetzt.
Diese Spaltung ist für die Caritas in NRW nicht akzeptabel! Existenzsicherung ist Aufgabe des Sozialstaats und darf nicht auf die Armenfürsorge der Wohlfahrtsverbände und der Gesellschaft verschoben werden. Tafeln, Suppenküchen, Kleider- und Möbelshops können und dürfen als akute konkrete Hilfen in Notsituationen nicht auf Dauer angelegt sein. Gleichzeitig gilt es für die Caritas in NRW, Partizipation von Menschen in Armut zu fördern, die Ressourcen der Nutzer von existenzunterstützenden Angeboten zu erkennen, zu stärken und zu fördern und Transparenz und Vernetzung der Einrichtungen zu verbessern.
Hinweis: Caritas in NRW (Hg.): Brauchen wir Tafeln, Suppenküchen und Kleiderkammern? Hilfen zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit. 2011, 128 Seiten, kartoniert, € 15,80/SFr 24,50 (ISBN 978-3-7841-2029-4).