Krankenhäuser in existenzieller Notlage
Deutscher Caritasverband / Pedro Citoler
Zwar kann der ab 2023 gewährte Ausgleich der direkten und indirekten Energiekosten kurzfristig eine wichtige Teilentlastung bringen, dennoch reichen diese Mittel bei Weitem nicht aus. Laut den Ergebnissen des DKI-Krankenhaus-Barometers 2022, einer jährlich durchgeführten Repräsentativbefragung deutscher Krankenhäuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen, kann nur noch eins von fünf Krankenhäusern das laufende Jahr mit einem positiven Ergebnis abschließen.
Die Kliniken befinden sich in einer kritischen wirtschaftlichen Situation, die sich schnell zu einer unkontrollierten Abwärtsspirale weiterentwickeln kann. Damit keine Krankenhäuser durch Insolvenzen unkontrolliert wegfallen, die für die Daseinsvorsorge unverzichtbar sind, muss die Bundesregierung jetzt handeln und einen umfassenden Inflationsausgleich verabschieden.
Reform muss Finanzierungslücken schließen
Die Anfang Dezember vorgestellten Vorschläge des Bundes zu einer Reform der Krankenhäuser, Kliniken nicht länger ausschließlich über Fallpauschalen zu finanzieren, sondern über eine von der Zahl der Patienten und von medizinischen Eingriffen unabhängigen Grundfinanzierung zu sichern, sind grundsätzlich zu begrüßen. Gleichzeitig muss jetzt gehandelt werden, um den Kliniken schnellstmöglich eine auskömmliche Finanzierung zuteilwerden zu lassen. Nur so kann eine Befreiung aus dem vom DRG-System angetriebenen Hamsterrad erfolgen und eine kalte Strukturbereinigung verhindert werden. Für die geplante Krankenhausreform auf Bundesebene sind ein guter Austausch zwischen Bund und Ländern sowie die Einbindung aller betreffenden Akteure in den Reformprozess erforderlich: Kliniken in ihrer vielfältigen Trägerschaft, Krankenhausgesellschaften, Krankenkassen und auch der ambulante Sektor als Schnittstelle. In jedem Fall ist es notwendig, dass die Hoheit der Krankenhausplanung eine Aufgabe der Länder bleibt, damit eine sichere wohnortnahe Versorgung für alle Menschen gewährleistet wird.
Die neue Krankenhausplanung in NRW, dessen Planungssystem bundesweit bisher einmalig ist, kann für den Reformprozess als Ansatz dienen, eine gut erreichbare und qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte sowie patientenorientierte Versorgung in den unterschiedlich geprägten Regionen, auf dem Land sowie in den Ballungsräumen, sicherzustellen.
Die Zeit zu beginnen ist jetzt
Eine finanzwirksame Umsetzung der geplanten Krankenhausreform ist jedoch erst mit langer Vorlaufzeit zu erwarten. Die Kliniken sind jetzt am Anschlag und benötigen bis zum Beginn der Reform finanzielle Hilfen. Auf die aktuelle Not der Krankenhäuser weisen auch der Marburger Bund sowie der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte in einem offenen Brief an die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hin. Gemeinsam fordern sie eine Wiederaufnahme der finanziellen Stabilisierungsmaßnahmen für Kliniken durch Bund, Länder und Krankenkassen. Gemäß dem bekannten Kirchenlied "Die Zeit zu beginnen ist jetzt" ist nun ein schnelles Handeln der Bundesregierung gefragt.
www.dki.de/barometer/krankenhaus-barometer
Sehen Sie hierzu auch den Kommentar der Paderborner Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber!
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