Guter Ansatz, aber überlebenswichtiger Sauerstoff ist jetzt gefragt!
Esther van Bebber, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum PaderbornFoto: cpd
Es steht außer Frage, dass ein Umstrukturierungsprozess - sogar im gesamten Gesundheitswesen - vonnöten ist, um dauerhaft eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe und flächendeckende Versorgung für alle Menschen - und das von den Metropolregionen bis zum ländlichen Raum - sicherzustellen. Doch bei all der Diskussion droht die aktuelle Not der Kliniken in den Hintergrund zu geraten.
Die Krankenhäuser befinden sich in einem permanenten Krisenmodus, der sich immer weiter hochschraubt, sprichwörtlich die Luft zum Atmen nimmt. Bei explodierenden Kosten, zunehmendem Personalmangel und dadurch auch reduzierten Fallzahlen steigt die Insolvenzgefahr für viele Kliniken. Neben der ohnehin gestiegenen Arbeitsbelastung durch die Behandlung von isolationspflichtigen Corona-Patienten haben Mitarbeitende in den Häusern noch zusätzlich mit einer Welle von schweren Atemwegsinfekten bei gleichzeitig hohem Krankenstand in der eigenen Belegschaft zu kämpfen. Und dennoch gehen Beschäftigte in Kliniken, Rettungsdiensten, Arztpraxen sowie Pflegeheimen und -diensten über ihr Limit hinaus und leisten einen außergewöhnlichen Kraftakt zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Für diesen unvergleichbaren Einsatz in dieser sehr anstrengenden Zeit kann man gar nicht oft genug Danke sagen und allergrößte Wertschätzung aussprechen!
Eine neue Krankenhausplanung und -finanzierung, sei es auf NRW-Ebene oder auch für die Bundesrepublik Deutschland insgesamt, werden mit Schließungen nicht wirtschaftlich zu führender Klinikstandorte einhergehen. Bei all dem Gerede um Konzentrationsprozesse der Qualitätsansprüche wegen darf trotzdem nicht vergessen werden, dass die Gewährleistung der flächendeckenden Versorgung und ausreichende Reservekapazitäten für die Krisenhaftigkeit der Krankenhauslandschaft, aber auch das Gesundheitssystem insgesamt eine zentrale Rolle spielen. Ausnahmesituationen, wie die Flutkatastrophe im vorletzten Jahr oder auch die Corona-Pandemie, haben das einmal mehr verdeutlicht. Um einen unkontrollierten und gefährlichen Strukturwandel zu vermeiden, brauchen die Krankenhäuser jetzt nicht nur politische Signale, sondern überlebenswichtigen Sauerstoff - der Patient "Krankenhaus" liegt bereits auf der Intensivstation. Eine bloße Vitaminkur im Sommer kommt vielerorts zu spät.
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