Wie die Caritas Geflüchteten hilft
Immer mehr Menschen flüchten vor dem Krieg aus der UkraineFoto: Marijn Fidder/Caritas international
Mit ein wenig zeitlicher Verzögerung im Vergleich zu Berlin ist die Flüchtlingskrise auch in Nordrhein-Westfalen angekommen. "Hier brennt fast die Hütte", erklärt Susanne Bossy vom Caritasverband Wuppertal/Solingen. Montag Morgen hatte der Verband eine Flüchtlingsunterkunft übernommen, nachmittags war sie mit Hunderten Menschen belegt. Die Caritas kümmert sich auch um 41 Gehörlosen-Familien, weitere 18 gehörlose Menschen folgen kurze Zeit später. Die Versorgung dieser Zielgruppe ist insofern sehr herausfordernd, als Mitarbeitende fehlen, die die Gebärdensprache beherrschen.
Auch aus zahlreichen anderen Ortsverbänden der Caritas häufen sich Meldungen: Die Caritas Remscheid hatte 50 Personen aufgenommen oder privat untergebracht. Die Caritas Mettmann berichtete von 50 Geflüchteten in Ratingen, Hilden hat zwölf Waisenkinder aufgenommen. In Bonn, wo es anfangs noch freie Plätze in kommunalen Unterkünften gab, erhielt die Caritas Bonn konkret Anfragen von Schwangeren aus der Ukraine. Der Caritasverband Düsseldorf richtete in Rekordzeit ein seit Januar leer stehendes Altenheim her, das genauso in Rekordzeit mit Flüchtlingen gefüllt wurde. In Köln arbeiteten die Caritashelfer unter Hochdruck und konnten die ersten ca. 200 geflüchteten Menschen aus der Ukraine in einer Einrichtung empfangen.
Der Diözesan-Caritasverband Münster hat eine Spendenaktion gestartet und unterstützt die Caritas Iasi im Nordosten Rumäniens. Der Partnerverband hat ein Auffangzentrum für Flüchtlinge nahe der Grenze in Siret aufgebaut. Neben Schlafplätzen und der Versorgung mit Nahrungsmitteln will die Caritas Iasi ein Informations- und Orientierungszentrum einrichten, damit die Geflüchteten Verbindung zu ihren Familien und Verwandten in der Ukraine halten können.
Der Diözesan-Caritasverband Paderborn ist seit 1996 Partner der Caritas Spes (Caritas der römisch-katholischen Kirche in der Ukraine). Seit der russischen Invasion gibt es einen engen Kontakt mit dem Büro von Caritas Spes, das am 5. März von Kiew auf das Gelände des Caritas-Kinderferiendorfes Jablunitsa in den ukrainischen Karpaten verlegt worden ist (90 Kilometer nördlich der rumänischen Grenze). Gewünscht werden derzeit noch (Stand: 7. März) vorwiegend Geld-Überweisungen, die problemlos funktionieren. Fast vom Anfang des Krieges an gab es unzählige Angebote für Sachspenden. Doch damit Hilfe tatsächlich ankommt, dürfen die Logistik-Strukturen insbesondere von Caritas-Partnern in Osteuropa nicht blockiert werden. Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllen Lagerhäuser, binden Transport- und Sortierkapazitäten. Sie helfen leider nicht, so die deutliche Warnung von Experten, sondern sie behindern die humanitäre Arbeit vor Ort. Wenn Hilfsgütertransporte
erforderlich werden sollten, so kündigte der DiCV Paderborn an, würden ausschließlich und gezielt Güter geliefert, die von Caritas Spes angefordert werden. Der DiCV Paderborn richtete auf seiner Homepage ein Kontaktformular für Hilfswillige, die sich für Geflüchtete engagieren möchten (Wohnraum, Fahrdienste, Übersetzungsdienste etc.), und eine Hotline ein.
Wie die Caritas Geflüchteten hilft
Der Orts-Caritasverband Essen hat mit weiteren Partnern einen Hilfstransport nach Sighetu Marmatiei im Nordwesten Rumäniens, unmittelbar an der rumänisch-ukrainischen Grenze, geschickt. Geliefert wurden Schlafsäcke, Decken, Kissen, Isomatten und Powerbanks sowie medizinische Hilfsgüter und Medikamente, die Essener Krankenhäuser gezielt zur Verfügung gestellt haben.
Unterbringung und Betreuung
Die Caritasverbände im Ruhrbistum haben Kontakt zu den Kommunen aufgenommen, um bei der Unterbringung und psychosozialen Versorgung von Geflüchteten zu unterstützen. Vielfach, wie in Oberhausen, werden auch die Verbindungen zu Partnerstädten genutzt. Die Caritas Bochum stellte das inzwischen umzugsbedingt leer gezogene Frauenhaus für die Unterbringung Geflüchteter zur Verfügung.
Erste Geflüchtete konnten in der Region Krefeld von der dortigen Caritas untergebracht werden. Der SKM in Krefeld teilte mit, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Krefeld kommen sollen. Der SKM sei bereits seitens der Stadtverwaltung angefragt worden, ob er gegebenenfalls Vormundschaften übernehmen könne. Der SkF Krefeld mobilisierte schon mal Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler.
Der regionale Caritasverband Mönchengladbach bot einzelne Wohnungen und auch einzelne Dienstzimmer an. Eine ukrainische Familie mit einer 80-jährigen pflegebedürftigen Großmutter konnte im Caritaszentrum in Rheydt unterkommen. Der SkF Mönchengladbach hat mit dem städtischen Jugendamt eine Notfallbetreuung abgesprochen für den Fall, dass unbegleitete Minderjährige kommen. Zudem stünden Pflegefamilien bereit, die notfalls auch übers Wochenende Kinder aufnehmen könnten. Ehrenamtliche Paten aktiviert - wie schon 2015 - der dortige SKM.
Hilfsbereitschaft bei Flutopfern
Die Caritas in der Region Düren-Jülich unterstützt die Kommunen mit ihren Beratungskapazitäten. Aus der Region Eifel, die im Sommer von der Flut heimgesucht worden war, ist zu hören, dass die Hilfsbereitschaft besonders groß ist. Die Menschen in der Eifel wollten auf diese Weise etwas von der Hilfe zurückgeben, die sie in der Flut bekommen hätten. Da es in der Region viele ukrainische Haushaltshilfen in der Betreuung alter Menschen gebe, rechne die Caritas damit, dass Geflüchtete aus der Ukraine in die Region kämen, um in der Nähe der Angehörigen zu sein.
Das Frauenhaus des SkF Aachen soll im Notfall Frauen mit Kindern, die aus der Ukraine geflüchtet sind, aufnehmen. Auch hier gibt es einen Pool von Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern, aus dem Freiwillige als Vormünder für unbegleitete Minderjährige zur Verfügung stehen.
Krankenhäuser helfen
Viele katholische Krankenhäuser haben angekündigt, Behandlungskapazitäten für Flüchtlinge und Kriegsverletzte bereitzustellen und Medikamente, Medizinprodukte und weitere Hilfsgüter zu spenden. Auch hier ist ein großes Engagement vieler Mitarbeitender zu verzeichnen, was angesichts der Belastungen durch die Pandemie umso bemerkenswerter ist.
Ticker von Caritas international zum Ukraine-Krieg und zu den Caritashilfen:
www.caritas-international.de/hilfeweltweit/europa/ukraine/news-ticker-ukraine-krieg