Tafeln ein Dilemma?
Die Caritas hat vor fast 30 Jahren mit der Studie "Arme unter uns" einen Anstoß dazu gegeben, dass die Existenz von Armut in den öffentlichen Fokus kommt. Dies scheint der Caritas gelungen zu sein. Ob man auch von Erfolg bei der Armutsbekämpfung sprechen darf, muss beim Anstieg der Tafelangebote um 300 Prozent in den Jahren 2004 auf 2021 hinterfragt werden.
Die Leistungsangebote von Tafeln, Warenkörben, Kleidershops, Möbelläden etc. haben sich im Laufe der letzten Jahre grundlegend verändert. Parallel zu Ausgaben von Lebensmitteln, Kleidung und Möbeln hat sich eine stets geforderte Beratungsstruktur etabliert. Es gibt gute Beispiele, dass der Zugang zu Sozialkaufhäusern nicht mehr zielgruppenspezifisch eingeschränkt wird. Man hat Regelungen gefunden, dass prinzipiell jedermann Zutritt haben kann. Damit entfällt zumindest ein Teil der Stigmatisierung.
Und die sie tragenden Verbände leisten größtenteils Widerspruch, wenn Behörden Hilfesuchende einfach weiterleiten, wenn sie sich nicht zuständig fühlen. Immer mehr Verbände verstehen, dass eine starke so-zialpolitische Anwaltschaft in der Öffentlichkeit wertgeschätzt und erwartet wird. Rückmeldungen von Trägern freuen uns, dass sich entgegen bisherigen Befürchtungen ihre Verhandlungsposition gegenüber Kostenträgern dadurch verbessert hat.
Bleibt für mich die Frage, ob wir es angemessen zu schätzen wissen, mit welchem Engagement die ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen dort ihren Dienst erbringen. Hier könnte nach meiner Wahrnehmung noch nachgelegt werden. Wie bei Beschäftigten Usus, sollten auch den ehrenamtlich Engagierten Angebote zur "Fortbildung, Reflexion etc." zur Verfügung stehen.