Zitterpartie
Beklagen gehört neben Beklatschen zu den Gefühlsbekundungen in der Pandemie, die erst einmal nichts kosten. An den Belastungen für Familien besteht kein Zweifel, und sie sind - nicht zuletzt politisch - ausreichend gewürdigt worden. Aber wenn es zum Schwur kommen, also Geld für ihre Entlastung bereitgestellt werden müsste, sieht es mau aus. Neun Milliarden für die Lufthansa? - Kein Thema. Aber ein Rettungsschirm für Kurkliniken, in denen Mütter, Väter und Kinder ihre angegriffene Gesundheit rehabilitieren und langfristigen Schäden vorbeugen können? Seit Beginn der Pandemie kämpft das Müttergenesungswerk darum. Erst wurde übersehen, dass auch die Kurklinken plötzlich schließen mussten, dann liefen die mit Verzögerung bewilligten Ausgleichszahlungen wieder aus und wurden erst nach einer Lücke erneut gewährt.
Ende Mai war wieder Schluss, dann gab es noch einmal einen kleinen Nachschlag bis zum 15. Juni. Angesichts der sinkenden Inzidenzzahlen seien weitere Hilfen nicht mehr notwendig. Dabei ist ohnehin gerade mal die Hälfte der Einnahmeausfälle übernommen worden.
Es bleibt eine Zitterpartie. Die Politik spielt mit der Existenz der Kliniken und letztlich mit der Gesundheit der Familien. Manche der 70 MGW-Einrichtungen bundesweit können wieder 100 Prozent ihrer Plätze anbieten, aber auch sie müssen weiterhin höhere Kosten wegen strenger Hygieneauflagen und mehr kurzfristiger Absagen verkraften. Das MGW verlangt deshalb zu Recht eine Verlängerung des Rettungsschirms bis zum Jahresende. Für den Bereich Pflege und Gesundheitsversorgung ist der Bedarf für diesen Zeitraum bereits anerkannt. Argument: Das Pandemiegeschehen ermögliche weiterhin keinen wirtschaftlichen Betrieb. Warum nicht gleiches Recht bei gleichem Problem?