Politischer Wille entscheidet über Bildungschancen
An zweiter Stelle lag der Märkische Kreis mit 9,75 Prozent. Um den Ursachen auf die Spur zu kommen, die für die Zahl an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss verantwortlich sind, hat der Deutsche Caritasverband in Zusammenarbeit mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung die Studie "Bildungschancen vor Ort" durchgeführt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass vielerorts ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss und den sozioökonomischen Gegebenheiten (u. a. Arbeitslosenquote) besteht. In der Studie wurde zudem untersucht, wie es gelingen kann, Schüler vor Ort zu unterstützen. Erfolgsfaktoren sind danach handfeste Unterstützungsleistungen der Kommune und die gute Vernetzung der Akteure vor Ort.
Dr. Frank Johannes Hensel, Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln: "Entscheidend ist vor allem der politische Wille zur Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher, dann folgen dem Willen auch die Mittel und die Akteure." Es sei "unumstritten, dass in den ersten Lebensjahren wichtige Voraussetzungen für die Lern- und Bildungsprozesse junger Menschen geschaffen werden", betont Hensel. Ein Beispiel: Der Besuch einer Kindertagesstätte hat positive Auswirkungen auf die Bildungsbiografie gerade von sozial benachteiligten Kindern.
In Köln etwa verließen 2009 knapp sechs Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss - die Arbeitslosigkeit lag hier bei 10,6 Prozent. In Wuppertal hatten 12,5 Prozent der Bewohner keine Arbeit, auch die Quote der Schulabgänger war hier höher, sie betrug 8,4 Prozent. Darüber hinaus ist die Zahl der Förderschüler in Wuppertal höher als im NRW-Durchschnitt. Ähnlich in Dortmund: Dort liegt die Quote der Schüler ohne Abschluss bei 9,74 Prozent. Dortmund weist auch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote von 13,2 Prozent auf.
"Keinen nachweisbaren Einfluss auf den Schulabgang ohne Hauptschulabschluss haben dagegen die Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen und Stadt-Land-Unterschiede", sagte Caritas-Generalsekretär Georg Cremer bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Somit können auch hoch verschuldete Kommunen ihren Beitrag dazu leisten, dass Schüler einen Schulabschluss erreichen.
Hinweis: Die Daten der Studie für jedes Bundesland, jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt auf einer interaktiven Landkarte sowie viele weitere Informationen finden Sie auf: www.caritas.de/bildungschancen.