Sorge um Langzeitarbeitslose
Der Bischof kritisierte, dass Langzeitarbeitslose zu wenig Unterstützung bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erhielten. Dauerhafte unfreiwillige Arbeitslosigkeit führe neben erheblichen materiellen Einschränkungen zum Ausschluss aus zentralen sozialen Lebensbereichen.
Weiter forderte der Bischof, Familien- und Bildungspolitik als vorsorgende Sozialpolitik zu begreifen. Kinder aus sozial schwachen Familien müssten möglichst früh an den kulturellen, sozialen und materiellen Rechten der Gesellschaft teilhaben, "um sie vor dem Schicksal lebenslanger Abhängigkeit von staatlicher Alimentation zu bewahren". Die gegenwärtige Schuldenkrise, die die Haushalte an die Grenzen ihrer Leis-tungsfähigkeit führe und zu Lasten künftiger Generationen gehe, müsse zu einer Sozialpolitik führen, die die existenziellen Lebensbedingungen von Menschen und das Gemeinwohl der ganzen Gesellschaft im Blick habe.
Ausgehend vom Gleichnis vom barmherzigen Samariter, forderte Mussinghoff, den Blick auch auf die "Strukturen der Hilfe wie Herberge, Krankenhaus, geschultes ärztliches und pflegerisches Personal" zu richten. "Das persönlich karitative Handeln gehört zum Christentum wie die Strukturen karitativen Handelns in fachlich professionell geführten Einrichtungen."
Der Bischof betonte, dass es angesichts der gegenwärtigen Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise einen hohen Bedarf an ordnungspolitischem Handeln in Europa und weltweit gebe. Wichtig sei dabei eine klare Orientierung am Weltgemeinwohl.
Mussinghoff erinnerte an den vor 200 Jahren geborenen Sozialbischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und dessen Plädoyer für die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. An dem Gottesdienst im Rahmen eines parlamentarischen Abends nahmen auch Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg (CDU), Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), mehrere Minister und Abgeordnete teil.
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