GEMEINSAM ENGAGIERT – Herausforderungen im Freiwilligenmanagement
Lydia Ossmann, Referentin für Engagementförderung beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum KölnFoto: DiCV Köln
Im Mai 2024 starteten wir mit unserem Projekt GEMEINSAM ENGAGIERT.
Das Projekt gehört zum Programm Erasmus+ im Rahmen der kleineren Partnerschaften der Erwachsenenbildung. Vorausgegangen war eine intensive Vorbereitungszeit, bis der Antrag stand und bewilligt wurde.
Beteiligt waren Organisationen aus vier Partnerländern (Österreich, Italien, Belgien und Deutschland), darunter zwei caritativ tätige Organisationen und zwei Bildungseinrichtungen mit sehr unterschiedlichen Aufträgen und Arbeitsansätzen. Alle arbeiten intensiv mit Freiwilligen zusammen.
- KVW Bildung VFG
Katholischer Verband der Werktätigen - größter Sozialverband Südtirols mit rund 38.000 Mitgliedern und 3000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/Innen. - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln
Dachverband mit 300 Mitgliedsorganisationen für hilfsbedürftige und sozial benachteiligte Menschen - Caritas Steiermark
Hilfsorganisation der Diözese Graz-Seckau mit mehr als 200 regionalen Standorten - VHS Bildungsinstitut VoG in Eupen (federführend)
Volkshochschule-Bildungsinstitut VoG als Teil der Christlichen Arbeiterbewegung und EMJA Ehrenamtsplattform für Jung und Alt
Das Projekt war auf zwei Jahre konzipiert, umfasste vier 2,5-tägige Workshops an den Standorten der Projektpartner. Aus jedem Partnerland nahmen vier beruflich und ehrenamtlich Tätige teil. Je nach Themenschwerpunkt waren externe Expert*innen eingeladen. Darüber hinaus gab es digitale Treffen einer Kerngruppe, um immer wieder den Projektverlauf zu reflektieren und die nächsten Schritte zu besprechen.
Die Projektidee und thematischen Schwerpunkte
Im Freiwilligenmanagement sind wir mit aktuellen neuen Herausforderungen konfrontiert, die neue Antworten und Konzepte erfordern. Über den europäischen Austausch wollten wir unterschiedliche Antworten, Instrumente und Konzepte kennenlernen, den europäischen Wissenstransfer unter den Partnerorganisationen nutzen, um neue Perspektiven und Anregungen für die eigene Arbeit zu gewinnen.
Workshop vom 29. bis 31.10.2024 in Brixen
Freiwilligenmanagement in Krisen
Aktuelle Krisen (z. B. Coronapandemie, Flutkatastrophe, Ukrainekrieg) rufen zwar eine große Hilfsbereitschaft hervor, für das Freiwilligenmanagement bedeutet dies aber eine große Herausforderung.
Im Workshop haben wir an Lösungsansätzen für ein organisiertes und strukturiertes Vorgehen der Freiwilligenkoordination in Krisensituationen gearbeitet.
- Krisen werden sehr unterschiedlich definiert, von verbandlichen Krisen Mitgliederschwund bis zu Katastrophen, z. B. Ahrtalflut und brauchen unterschiedliche Antworten
- Engagementvermittlung gehört zu unserem Kerngeschäft. Als etablierte Organisationen können wir auf eine flächendeckende Infrastruktur zurückgreifen, die wir in Krisensituationen aktivieren können.
- In einem Krisenleitfaden muss auch das freiwillige Engagement verankert sein.
Workshop vom 11.03. bis 13.03.2025 in Köln
Teilhabe durch Engagement
Engagierte kommen vorwiegend aus einer einkommensstarken Mittelschicht und gut gebildeten Bevölkerungskreisen. Wir benötigen mehr Expertise, wie Menschen aus anderen gesellschaftlichen Milieus für freiwilliges Engagement gewonnen werden und welche Unterstützung sie bei ihren Einsätzen benötigen.
Im Workshop haben wir Eckpunkte entwickelt, wie benachteiligte Personengruppen in ein freiwilliges Engagement einbezogen werden können.
- Vom Engagement für Menschen in besonderen Lebenslagen hin zu Engagement von Menschen in besonderen Lebenslagen (empowerment)
- Es ist möglich, braucht aber Flexibilität in der Vermittlung und individuelle Lösungen
- Nicht Ehrenamtliche für bestimmte Aufgaben suchen, sondern Aufgaben für Ehrenamtliche finden
- Intensive Begleitung an den Einsatzorten ist erforderlich
Workshop vom 17.06. bis 19.06.2025 in Graz
Existenzunterstützende Angebote als sozialräumliche Kristallisationspunkte
Nachbarschaftshilfen und ähnliche Angebote der Existenzsicherung sind ein zunehmend wichtiger Bestandteil der sozialen Versorgung geworden. Wir sind der Frage nachgegangen, wie solche Angebote zu Kristallisationspunkten in Dörfern, Stadtvierteln und Quartieren werden und damit auch Individualisierung und Vereinsamung entgegenwirken.
- Das Projekt "Caring Communities" in Graz ist ein interessantes Konzept, was sich auf die Entwicklung lokaler Sorgenetzwerke konzentriert.
- Inklusiver Ansatz und Beteiligung unterschiedlicher Akteure
- Offene Netzwerke, Sozialraum- und Stadtteilarbeit
Workshop vom 23.09. bis 25.09.2025 in Eupen
Digitale Engagementvermittlung
Für die Gewinnung von Engagierten nimmt die digitale Engagementvermittlung einen immer größeren Raum ein. Es gibt verschiedenste Portale, zu denen wir über die einzelnen Regionen hinaus Erfahrungen austauschen und Verbesserungspotentiale erkennen können.
- Digitale Tools können ehrenamtliches Engagement unterstützen, insbesondere im Vereinsmanagement (Mitgliederverwaltung, Spendengenerierung etc.) oder auch kurzfristige Engagements zu organisieren.
- Konzept teambasiertes Vereinsmanagement wirkt der Überforderung bei der Übernahme von Vorstandsämtern entgegen
- Auch KI kann das Freiwilligenmanagement unterstützen
Unsere Erfahrungen mit dem Erasmus+ Projekt
Der Austausch mit so vielfältig interessierten und engagierten Menschen war ein großer Gewinn. Auch wenn die Welt in Brixen oder Graz oder Ostbelgien eine andere ist als in Köln, waren die Herausforderungen im Freiwilligenmanagement durchaus vergleichbar. Umso interessanter war der Austausch darüber, mit welchen Konzepten und Ideen die einzelnen Organisationen Antworten finden und Konzepte entwickeln.
Die großartige Möglichkeit, nicht nur über Online-Treffen zu kommunizieren, sondern direkt vor Ort unterschiedliche Projekte, Kulturen und Menschen kennenlernen zu dürfen, hat alle Teilnehmenden sehr berührt und ermutigt, weitere europäische Austausch- und Lernformate zu nutzen.
DANKE EUROPA!
Informationen zum Projekt und den Ergebnissen finden Sie auf der Webseite