Düsseldorf/Essen - Die Caritas in NRW begrüßt die Fortschritte beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen, die nach Angaben des Sozialministeriums um 23.000 Personen gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. Mit dem Teilhabechancengesetz ist seit Jahresbeginn der Einstieg in einen sozialen Arbeitsmarkt gelungen, knapp 9000 neue Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose sind bislang entstanden. "Wir als Caritas tragen mit unseren Diensten und Einrichtungen nicht unerheblich dazu bei", sagte der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig am Donnerstag (10.10) in Essen auf einer Fachtagung zum Thema. "Zentraler Erfolgsfaktor" für eine gelingende Umsetzung der Förderung nach dem Teilhabechancengesetz sei die ganzheitlich beschäftigungsbegleitende Betreuung - das sogenannte Coaching", betonte Lüttig. Hier registriere die Caritas in zahlreichen Fällen Verbesserungsbedarf, weil die Betreuung oberflächlich und punktuell bleibe. Durch das Coaching können Schwierigkeiten ausgeräumt werden, es muss sich am individuellen Bedarf des Arbeitsnehmers orientieren. Dadurch können persönliche Krisen der Betroffenen abgemildert oder gelöst werden und somit Beschäftigungsverhältnisse stabilisiert werden. Die Caritas setze sich seit Jahren für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen ein und fordere einen sogenannten sozialen Arbeitsmarkt, betonte Lüttig. Mit dem Teilhabechancengesetz sei man erfolgreich, deswegen müsse die vom Gesetzgeber vorgesehene Befristung dieses Arbeitsmarktinstrumentes aufgehoben werden.
Langzeitarbeitslose hatten in der Vergangenheit statistisch gesehen im Vergleich zu anderen Arbeitslosen nur ein Achtel der Chancen, wieder eine Erwerbsarbeit aufzunehmen, erläuterte Matthias Knuth, Professor an der Universität Duisburg-Essen, auf der Tagung. Der deutsche Arbeitsmarkt tendiere im internationalen Vergleich dazu, stark zu polarisieren. Mit dem Teilhabechancengesetz sei das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit erstmals unter dem Gesichtspunkt der Teilhabe diskutiert und angegangen worden. "Erwerbsleben ist der wichtigste Faktor für gesellschaftliche Zugehörigkeit", betonte der Wissenschaftler. Es gehe beim sozialen Arbeitsmarkt um eine soziale Zielsetzung, um Teilhabe durch geförderte Beschäftigung. Deswegen müsse man den sozialen Arbeitsmarkt auch auf Dauer etablieren.
Eine positive Zwischenbilanz für NRW zogen auch Isolde Ehrenstein von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit und Barbara Molitor aus dem NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Die Rückmeldungen der Jobcenter und Kommunen stimmten positiv. Es gebe viele Arbeitsmarktintegrationen und gute Praxisbeispiele. Der gelungene Start bei der Umsetzung des Teilhabechancengesetzes lasse sich auf die gute Zusammenarbeit der Arbeitsmarktpartner zurückführen. Und Wettbewerbsverzerrungen - eine der häufigen Befürchtungen der privaten Arbeitgeber - seien nicht erkennbar. Ein Drittel von rund 8000 geförderten Beschäftigungsverhältnissen sei bei privaten Arbeitsgebern entstanden, rund die Hälfte bei caritativ-sozialen Trägern und etwa 15 Prozent bei kommunalen Beschäftigungsträgern.