Köln - Die Caritas in NRW fordert die Bundesregierung auf, Anerkennungsverfahren für Flüchtlinge in Deutschland zu beschleunigen. Ein Asylverfahren dauert derzeit im Schnitt mehr als sieben Monate. Angesichts der Flüchtlingszahlen befürchtet die Caritas in NRW schon bald Wartezeiten von deutlich über einem Jahr. "Für viele Flüchtlinge bedeutet das langwierige Verfahren ein zermürbendes Leben in der Warteschleife voller existenzieller Unsicherheit, eine verlorene Zeit. Die Menschen können nicht wirklich in Deutschland ankommen", so Dr. Frank Joh. Hensel, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes im Erzbistum Köln.
Im Koalitionsvertrag 2013 haben die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD zügige und rechtsstaatliche Asylverfahren und eine Verkürzung der Bearbeitungsdauer versprochen. Tat-sächlich dauern die Verfahren in Deutschland europaweit mit am längsten. Nordrhein-Westfalen erwartet in diesem Jahr bis zu 150.000 Flüchtlinge. 2014 wurden - im ganzen Jahr - 40.000 Asylanträge gestellt, 2011 sogar nur 10.000. Die zugesagte Personalaufstockung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) um 2.000 neue Mitarbeiter verläuft dagegen erschreckend langsam.
Angesichts allgemein guter Anerkennungsquoten für Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan oder Eritrea sind monatelange Wartezeiten zwischen Registrierung, Anhörung und Entscheidung über die Asylgesuche nach Ansicht der Caritas in NRW unzumutbar. "In der Zeit der Unsicherheit bleiben Flüchtlingen Zugänge zu Integrationskursen, zu Arbeit und Ausbildung häufig versperrt, dabei wollen sie nichts mehr, als ihr Leben wieder selbst in die Hand zu neh-men", kritisiert Hensel.
In den Einrichtungen und Diensten der Caritas in Nordrhein-Westfalen steigen die Anfragen verzweifelter Flüchtlinge, die noch Angehörige im Ausland haben. Diese können aber erst nachgeholt werden, wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist. Die Ängste um die Familie sind oft erdrückend. "Wenn schnellere Verfahren wirklich gewollt sind, lässt sich das umsetzen, ohne dass die Rechtsstaatlichkeit darunter leidet", ist Hensel überzeugt.