Düsseldorf - Die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung in integrativen Kindertagesstätten im Rheinland ist in Zukunft gefährdet. Darauf machten heute Vertreter von Diakonie, evangelischer Kirche im Rheinland, Caritas in NRW und LAG Freie Wohlfahrtspflege auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Düsseldorf aufmerksam.
Der Landesjugendhilfeausschuss Rheinland will ab dem 1. August 2015 keine therapeutischen Leistungen mehr durch den Landschaftsverband finanzieren. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) geht davon aus, dass die Krankenkassen die Kosten der Therapeuten zukünftig übernehmen. Dies ist derzeit nicht sichergestellt. Bisher wurde in integrativen Kitas pro Gruppe eine therapeutische Fachkraft finanziert. "Betroffen sind im Rheinland 1050 integrative Gruppen - mit 15.000 Kindern, davon 5.000 Kinder mit Behinderung. Gefährdet sind die Stellen von 2.100 Fachkräften in Teilzeit", erklärte Marita Haude für die Caritas in NRW. Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung seien dringend auf die gemeinsame Betreuung ihrer Kinder angewiesen.
Helga Siemens-Weibring, Geschäftsbereichsleiterin in der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, ergänzt: "Es kann nicht sein, dass die Politik das Thema Inklusion ganz oben auf die politische Agenda setzt und dann bei der Finanzierung die Träger im Regen stehen lässt und die Eltern stärker belastet." Zukünftig müssten die Eltern Anträge auf therapeutische Unterstützung bei den Krankenkassen stellen. Streicht der Landschaftsverband Rheinland seine Mittel für die pädagogische und therapeutische Betreuung von Kindern mit Behinderung ohne eine definitive Anschlussfinanzierung durch die Krankenkassen, wird es unweigerlich zu großen Qualitätseinbrüchen kommen, so die Einschätzung von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden.
Der von der Politik beteuerte Inklusionsanspruch könnte dann nicht realisiert werden. "Der Landschaftsverband Rheinland muss die Mittel für therapeutisches Personal in den Kitas sicherstellen, bis klare Vereinbarungen mit den Krankenkassen getroffen sind", fügt Martin Künstler, Fachgruppenleiter für Tageseinrichtungen für Kinder beim Paritätischen NRW, hinzu.
Seit mehr als 30 Jahren fördert der Landschaftsverband Rheinland integrative Kindertagesstätten und gewährleistet durch die Fachkräfte gute Bedingungen für eine ganzheitliche interdisziplinäre Förderung der Kinder. "Sollte es zu den Kürzungen kommen heißt das, dass wir jahrelang bewährte Konzepte für ein gemeinsames Lernen und Zusammenleben von Kindern mit und ohne Behinderung in Kitas nicht in gewohnter Qualität fortführen können", so Oberkirchenrat Klaus Eberl, Evangelische Kirche im Rheinland. Ohne eine entsprechende finanzielle Unterstützung könnten die Freien Träger die Mehrkosten für die therapeutischen Fachkräfte nicht aufbringen. Die Politik ist gefordert, eine Anschlussfinanzierung sicherzustellen.
Hinweis: Diese Pressemitteilung wurde zeitgleich von den Pressestellen der evangelischen Kirche im Rheinland, der LAG freie Wohlfahrtspflege, der Diakonie RWL und der Caritas in NRW herausgegeben.