Düsseldorf/Solingen-Müngsten - "Setzen Sie sich ein für eine gerechte und solidarische Gesellschaft!" Mit einem nachdrücklichen Appell an Politikerinnen und Politiker aus allen Landtagsparteien hat die Caritas in NRW mehr Anstrengungen gegen Armut und Ausgrenzung gefordert. Eine solche Politik sei die beste und zuverlässigste Basis für gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit für ein offenes, plurales und demokratisches NRW, sagte der Sprecher der Diözesan-Caritasdirektoren Heinz-Josef Kessmann am Sonntag bei einer Caritas-Veranstaltung zur Landtagswahl.
"Orientieren Sie Ihre Politik im Wahlkampf und natürlich auch danach an diesen grundlegenden Werten eines sozialen NRW", schrieb Kessmann den zahlreich erschienenen Abgeordneten und Kandidaten ins Stammbuch. "Die Caritas ist keine Partei und wirbt im Wahlkampf nicht um Stimmen", betonte Kessmann, aber die Caritas wolle Politikerinnen und Politikern diese Kernbotschaft mitgeben.
In mehreren Talks und Diskussionen diskutierten Caritas-Experten und Landtags-Kandidaten in Haus Müngsten an der Wupper drängende soziale Themen. So fordert die Caritas in NRW einen langfristig geförderten sozialen Arbeitsmarkt, damit auch die rund 300.000 Langzeitarbeitslosen wieder eine Chance auf "gute Arbeit" erhalten. Große Sorgen macht der Caritas zudem, dass derzeit rund 25.000 Ausbildungsplätze fehlen. Hier sei eine signifikante Erhöhung der Ausbildungsanstrengungen notwendig. Das Land sollte die Einführung einer Ausbildungsabgabe prüfen.
Das Thema Bildung nahm unter verschiedenen Aspekten breiten Raum ein: Dass rund 1,5 Mio. Menschen in NRW kaum lesen und nur schlecht schreiben können, verringert die Chancen auf einen Arbeitsplatz erheblich und erhöht das Armutsrisiko. Um diesen "funktionalen Analphabetismus" wirkungsvoll zu bekämpfen, brauche es passgenaue Lernangebote, so die Caritas. Gerade für junge Flüchtlinge müsse die schulische Bildung verlängert und die berufliche Bildung verbessert werden.
Als großer Träger von Kindertageseinrichtungen, Altenheimen und Einrichtungen des Offenen Ganztags drängt die Caritas seit längerer Zeit auf eine angemessene Re-Finanzierung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgaben. So müsse es bei den Kibiz-Pauschalen dringend eine Verbesserung geben, zudem Rechtssicherheit bei den Investitionskosten der Altenheime und landesweite Standards sowie eine bessere finanzielle Ausstattung im Offenen Ganztag.