Politik und Verbände im Dialog
Josef Neumann (SPD-MdL) stellte in seinem Grußwort in Vertretung des erkrankten Landtagspräsidenten zentrale Fragen: „Wie geht es weiter mit einer Gesellschaft, die politisch und sozial tief gespalten ist? Wie können wir auch unter schwierigen wirtschaftlichen, politischen und finanziellen Bedingungen das Prinzip der Sozialstaatlichkeit garantieren?“ Er betonte die zentrale Rolle der Freien Wohlfahrtspflege NRW als „Garant dafür, dass das Prinzip der Sozialstaatlichkeit gewahrt bleibt“. Es sei Aufgabe des Parlaments, gemeinsam mit der Freien Wohlfahrtspflege weiter über Argumente zu streiten: „Genau deshalb ist dieses Symposium so wichtig, um diesen Dialog zu führen.“Foto: Andreas Brockmann
Unter dem Titel "Im Dienst des Gemeinwohls - die künftige Rolle der Freien Wohlfahrtspflege im Sozialstaat" diskutierten sie über Herausforderungen und Perspektiven sozialer Dienstleistungen. Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) hob in seiner Rede die Bedeutung der Wohlfahrtsverbände für das soziale Netz hervor und betonte die Notwendigkeit einer stabilen Finanzierung. Gleichzeitig verwies Laumann auf die demografischen Veränderungen und den steigenden Fachkräftebedarf im sozialen Sektor: "Wir brauchen Zuwanderung - auch für den Arbeitsmarkt der sozialen Berufe. Es ist wichtig, mit den Wohlfahrtsverbänden zu klären, welche Qualifikationen wir von Menschen erwarten, die in diesen Bereich einsteigen." Gleichzeitig warnte er vor überbordender Bürokratie, die Zeit und Ressourcen koste: "Die Menschen in sozialen Berufen wollen mit Menschen arbeiten, nicht mit Formularen." Letztlich könne der Sozialstaat nur funktionieren, wenn sich das Verhältnis zwischen Staat und Wohlfahrtspflege von einer "Misstrauenskultur" hin zu einer "Vertrauenskultur" entwickle: Eine mutigere Herangehensweise mit weniger Kontrolle und mehr Vertrauen könne hier neue Ressourcen freisetzen.
Gezielte Zuwanderung
Ein zentrales Thema war der steigende Fachkräftebedarf im sozialen Bereich. Laumann sprach sich für gezielte Zuwanderung aus, um den Arbeitsmarkt in diesen Berufen zu stärken. Hartmut Krabs-Höhler, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, betonte die unverzichtbare Rolle der Wohlfahrtsverbände für die soziale Daseinsvorsorge und verwies auf das Subsidiaritätsprinzip: "Unsere Träger leisten unverzichtbare Arbeit in der Altenpflege, der Kinderbetreuung, der Behindertenhilfe und in der Integration von Zugewanderten. Doch diese Leistungen sind nicht selbstverständlich - sie brauchen stabile Rahmenbedingungen und eine auskömmliche Finanzierung."
Impulse gaben außerdem Prof. Dr. Isabelle-Christine Panreck (Katholische Hochschule NRW) und Prof. Dr. Katrin Schneiders (Hochschule Koblenz). Auch die Teilnehmenden diskutierten im Rahmen eines World-Café-Formats über innovative Lösungsansätze und die Perspektiven von Nutzenden sozialer Angebote.
Das Symposium machte deutlich, dass die Wohlfahrtsverbände und die Politik gemeinsam tragfähige Lösungen erarbeiten müssen, um den Sozialstaat zukunftssicher zu gestalten. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW kündigte an, die gewonnenen Erkenntnisse in ihre weitere Arbeit einfließen zu lassen und den Dialog mit der Politik fortzusetzen.