Geflüchtete nicht stigmatisieren
Deutscher Caritasverband / Harald Oppitz, KNA
Was in Aschaffenburg geschehen ist, ist furchtbar. Wir verurteilen diese abscheuliche Tat zutiefst und sprechen allen Betroffenen unser Mitgefühl aus", sagte Porsch in dem Interview. Dennoch warnte sie davor, solche Taten isolierter Täter auf alle Geflüchteten zu projizieren. "Es handelt sich um unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Geschichten. Pauschale Verdächtigungen führen zu einer gesellschaftlichen Spaltung und missachten die Würde der Einzelnen."
Missstände und Mängel
Stattdessen sieht Porsch die Notwendigkeit, auf die tiefer liegenden gesellschaftlichen Missstände zu schauen, die solche Verbrechen begünstigen können. Dazu gehörten psychische Erkrankungen, die oft unzureichend behandelt würden, und eine mangelnde psychosoziale Versorgung, die spätestens seit der Pandemie noch deutlicher geworden sei. Ein Generalverdacht gegen Migrant*innen lenke von diesen strukturellen Problemen ab, betonte sie.
Die Forderung von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, alle Personen ohne gültige Einreisedokumente, einschließlich Asylbewerber*innen, pauschal an den Grenzen zurückzuweisen, sieht Porsch als Angriff auf das Grundrecht auf Asyl und die Idee eines gemeinsamen europäischen Raums. Sie wies darauf hin, dass solche Maßnahmen nicht nur rechtlich fragwürdig seien, sondern auch kaum langfristige Probleme lösten.
Auch den Vorwurf der Überforderung, der oft im Kontext von Migration geäußert wird, relativierte Porsch. Sie erinnerte daran, dass Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 mit einer massiven Zuwanderung konfrontiert gewesen sei und diese Herausforderung letztlich bewältigt habe. "Viele Menschen sind hier angekommen, wurden Teil unserer Gesellschaft und haben sie bereichert. Integration ist möglich - selbst in schwierigen Zeiten."
Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl forderte Porsch eine verantwortungsvolle politische Debatte. Sie warnte davor, Migration als Wahlkampfthema auf eine Weise zu instrumentalisieren, die Ressentiments schürt und gesellschaftliche Spaltung vertieft. "Die Politik muss zeigen, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, ohne Menschen mit Migrationshintergrund pauschal zu Sündenböcken für soziale Probleme zu machen." Gleichzeitig müsse die Mitte der Gesellschaft ein klares Signal gegen rechtsextreme Positionen setzen.
Gesellschaft lebt von Vielfalt
Als zentrale Konsequenz aus den jüngsten Gewalttaten fordert Porsch, die demokratischen Werte und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland zu stärken. "Unsere Gesellschaft lebt von Vielfalt und Miteinander. Wir dürfen nicht zulassen, dass soziale Ängste und Nöte instrumentalisiert werden, um Abgrenzung und Spaltung zu fördern. Stattdessen braucht es mehr Zusammenarbeit und ein stärkeres Miteinander - unabhängig von Herkunft oder Religion." Abschließend appellierte Porsch, den gesellschaftlichen Dialog zu suchen und den Menschen, die sich um ein Leben in Sicherheit und Würde bemühen, nicht mit Misstrauen, sondern mit Offenheit zu begegnen.