Freiwilliges Engagement stärkt Zusammenhalt
Studienleiter Carsten Wippermann, Professor für Soziologie und Leiter des DELTA-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung, erläuterte vor über 100 Teilnehmenden, dass freiwillig Engagierte und berufliche Kräfte in der Leistungserbringung für Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf "zwingend aufeinander angewiesen" seien. Beide Gruppen stünden in einem asymmetrischen Beziehungsver-hältnis in Bezug auf Dienstpflichten, Freiheitsgrade, Fachkenntnisse, Erfahrungen, Zeit, Flexibilität, Spontaneität, Reagibilität, Netzwerke. Diese mehrfach asymmetrische Kompetenz von hauptberuflich Tätigen und ehrenamtlich Engagierten sei für das Gelingen des synergetischen Zusammenwirkens von hoher Bedeutung. Der Soziologe betonte, dass ein hierarchisches Verständnis beim Miteinander von Haupt- und Ehrenamt nicht mehr zukunftsfähig sei.
Kölns Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel bekräftigte in seinem Grußwort die Bedeutung der Begegnung auf Augenhöhe zwischen haupt- und ehrenamtlich Engagierten. Die Caritas in NRW ist mit ihrem Ehrenamtskonzept "win win für Alle!" und dem Basiskurs Ehrenamtskoordination bereits gut aufgestellt Denn freiwilliges und berufliches Engagement sind nach Erkenntnissen von Prof. Wippermann untrennbar. Gleichzeitig benötige das Ehrenamt (mehr) Hauptamt. Damit meinte er, dass hauptamtlich Tätigen mehr Raum für Einführung und Begleitung von freiwillig Engagierten zugestanden werden müsse, damit die eigentliche Zielsetzung gelingen könne. Und das habe Konsequenzen für die Personalausstattung in den Verbänden. "Zeit ist das elementar knappe Gut", unterstrich Wippermann.
Der Wissenschaftler wies ausdrücklich auf den gesellschaftlichen Mehrwert des gemeinsamen Handelns von beruflich und freiwillig Engagierten hin: Sozialer Zusammenhalt werde nachhaltig gestärkt und sei für Frieden und Demokratie von elementarer Bedeutung. Wippermann warnte vor restaurativen und neoliberalen Strömungen in Politik und Gesellschaft, die Notleidenden selbst die Schuld an ihrer Situation zuschreiben.
Kommunikation in Teams
Zweites Thema auf der Online-Fachtagung der Caritas in NRW war "Psychologische Sicherheit - Erfolgreiche ehrenamtliche und hauptamtliche Teams". Die Kommunikationstrainerin Bea Paessler forderte zur aktiven Teilnahme auf: "Wer sich in Teamgesprächen unsicher fühlt, schweigt!" Und doch werde viel zu oft Schweigen mit Zustimmung verwechselt. Viele hätten Bedenken, die sie nicht äußerten, um nicht negativ aufzufallen. Psychologische Sicherheit, so die ausgebildete Mediatorin, bedeute, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man sich frei, ohne Angst vor etwaigen Konsequenzen äußern dürfe. Paessler betonte, methodisch solle man Menschen zur Mitwirkung einladen, indem man eigene Schwächen offen darlege und genügend Raum zur Reaktion für alle Teilnehmenden gebe. Diese Sicherheit stehe und falle mit der ersten Reaktion auf Äußerungen, erklärte sie. Indem man zuhöre, das Gesagte in eigenen Worten wiederhole und wertschätzend mit der Meinung anderer umgehe, könne ein geschützter Rahmen aufgebaut werden. "Vertrauen", so Paessler, "ist der Schlüssel für erfolgreiche Zusammenarbeit."
Das Ehrenamtsportal der Caritas in NRW finden Sie unter www.caritas-ehrenamtsportal.de.
Hinweis: Die Studie "CoProduktion von freiwillig Engagierten und beruflich Tätigen in der freien Wohlfahrtspflege" wurde im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes erstellt.