Falsche Kompensation
Zusätzliche 24 Mio. Euro hatte die Landesregierung NRW zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements für die Jahre 2021-2024 bereitgestellt. "Die zusätzlichen Haushaltsmittel sollen dazu beitragen, das unglaublich vielfältige bürgerschaftliche Engagement in Nordrhein-Westfalen weiter zu stärken, neue Engagierte zu gewinnen und die Engagementförderung fit zu machen für die Zukunft", sagte damals stolz Andrea Milz (CDU), die Staatssekretärin fürs Ehrenamt.
Nun sind die vier Jahre um. Mit dem Geld wurden Unterstützungsstrukturen umgesetzt: eine Landes-servicestelle mit Weiterbildungs- und Beratungsangeboten, ein Netzwerk bürgerschaftliches Engagement (NBE NRW) mit bisher 70 Mitgliedern und das Förderprogramm für kleine Projekte 2000 x 1000 Euro. Gekostet hat das bisher 7,5 Mio. Euro - 16,5 Mio. Euro sind noch übrig.
Angesichts des aktuellen Haushaltsentwurfes mit seinen massiven Sozialkürzungen muss man sich fragen: Ist das die Zukunft, für die das Ehrenamt fit gemacht werden sollte?
Soll die reale Gefahr einer Ausdünnung professioneller Fachkräfte durch bürgerschaftliches Engagement aufgefangen werden? Den Fachdiensten wird die staatliche Förderung entzogen - Ehrenamt hingegen gefördert! Die Förderung von Ehrenamtsprojekten ist natürlich grundsätzlich zu begrüßen, aber Caritas-Arbeit ist ein Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt. Nur durch beide Bausteine können wir die Qualität unserer Unterstützungsangebote aufrechterhalten. Ehrenamt braucht Hauptamt und umgekehrt.
Deswegen müssen wir Entwicklungen entgegentreten, die ehrenamtliches Engagement dazu instrumentalisieren wollen, den Fachkräftemangel und den Sozialabbau durch die Finanzkürzungen in den Fachdiensten der Wohlfahrts- und Sozialarbeit zu kompensieren.