Der Gesetzgeber sollte einschreiten
Deutscher Caritasverband / Harald Oppitz, KNA
Träger von Altenpflegeeinrichtungen und Kliniken in NRW fordern drastische Einschränkungen für Zeitarbeitsfirmen in ihrer Branche. Dr. Frank J. Hensel, Sprecher der Diözesan-Caritasverbände in NRW, betonte, eigentlich sei Zeitarbeit als Lückenbüßer gedacht, etwa um hohe Krankenstände auszugleichen. Wegen des Fachkräftemangels sei sie heute aber keine Ausnahme mehr: "Etwa in der Hälfte aller Einrichtungen der Alten- und Gesundheitspflege ist Leiharbeit an der Tagesordnung."
Ein Problem dabei: Die Leute der Zeitarbeitsfirmen könnten eigene Vorgaben für ihre Einsatzzeiten machen. So würden die Stammbelegschaften umso mehr belastet. Zugleich verdienten die geliehenen Kräfte meist mehr als die Festangestellten.
Auch die Unternehmen schöpfen noch Gewinn ab, insgesamt sind Zeitarbeitskräfte also für die Einrichtungen enorm teuer: "Arbeitgeber zahlen für die Leiharbeit etwa das Doppelte wie für Festangestellte, manchmal mehr plus noch Vermittlungsprämien." Diese Mehrkosten werden, anders als die normalen Sätze der Festangestellten, nicht durch die Krankenkassen aufgefangen. Hensels Fazit: Der Gesetzgeber solle einschreiten. "In einem reglementierten Berufsfeld der Daseinsvorsorge regelt das nicht der freie Markt."
Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ist die Leiharbeit bundesweit zwischen 2017 und 2022 um etwa 20 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum gab es in der Pflege in NRW einen Anstieg um 80 Prozent.
Verbot oder stärkere Regulierung
Mitte Februar hatte auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine entschiedene Begrenzung der Leiharbeit in der Pflege gefordert. "Leiharbeit im Krankenhaus entwickelt sich von der Ausnahme zum Regelfall", erklärte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Die Belegschaften würden durch Leiharbeit mehr und mehr gespalten. Leasingkräfte könnten nur zu bestimmten Wunschschichten eingesetzt werden. Der Stammbelegschaft blieben unbeliebte Zeiten wie Wochenenden, Feiertage oder Nachtschichten. Deshalb wanderten immer mehr Beschäftigte in die Leiharbeit ab, sodass sich eine Spirale entwickle, deren Ende ohne Eingriffe nicht absehbar sei.
Umfrage unter Krankenhäusern
Eine Blitzumfrage unter Krankenhäusern hat ergeben, dass die Krankenhäuser in Deutschland sich mit großer Mehrheit für ein Verbot (40 %) oder für eine stärkere Regulierung der Leiharbeit (50 %) aussprechen, vor allem für Ärzte und Pflege. Hauptgründe sind hohe und nicht refinanzierte Mehrkosten für die Leiharbeit, eine schlechtere Versorgungsqualität durch Leiharbeitskräfte und teilweise eine mangelnde Zuverlässigkeit von Leiharbeitsagenturen. Die Umfrage wurde im Krankenhaus-Pool des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), einem Online-Tool für Blitzumfragen zu tagesaktuellen Themen, durchgeführt. An der Repräsentativbefragung beteiligten sich bundesweit 319 Krankenhäuser ab 50 Betten.