"Nachts lüften reicht nicht aus"
Deutscher Caritasverband / Harald Oppitz, KNA
Die Freie Wohlfahrtspflege in NRW schlägt Alarm. Alten- und Behindertenheime in Nordrhein-Westfalen haben in einem koordinierten Projekt von Mitte Juli bis Mitte August die Zimmertemperaturen in ihren Einrichtungen gemessen. Erste Ergebnisse sind besorgniserregend: so lag die Zimmertemperatur bei mehr als zwei Dritteln der Einrichtungen bei 26 Grad und mehr. Ab diesem Wert wird die Temperatur als unangenehm wahrgenommen. Bei knapp einem Drittel der Messungen lagen die Temperaturen sogar bei 28 Grad und mehr. "Es liegt nun erstmals ein aussagekräftiges Bild aus mehr als 60 Altenpflegeheimen vor - danach gelingt es nicht, alle Bewohner an heißen Tagen angemessen vor der Hitze zu schützen", sagte der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Hensel gegenüber der Rheinischen Post.
"Nachts zu lüften und tagsüber Fenster und Vorhänge geschlossen zu halten, reicht vielerorts einfach nicht aus." Zimmertemperaturen von mehr als 27 Grad müssten vermieden werden. "Die Einrichtungen der Altenpflege arbeiten mit individuell angepassten Hitzekonzepten, doch es braucht eben auch bauliche Veränderungen und Nachrüstungen." Hensel nannte einen Hitzeschutzfonds des Landes NRW für diese Nachrüstungen "die richtige und rasche Antwort".
Der Koalitionsvertrag sehe kein spezielles Förderprogramm für Pflegeeinrichtungen vor, sagte den Angaben zufolge eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums. Die Landesregierung halte die bestehende landesrechtliche Förderung von Hitzeschutzmaßnahmen in stationären Pflegeeinrichtungen grundsätzlich für ausreichend. Ob sie durch weitere Maßnahmen ergänzt werden könne, etwa durch die Schaffung günstiger Kreditangebote oder die Bereitstellung von Zuschüssen, werde geprüft.
Den Trägern zufolge sind die Finanzierungsmöglichkeiten durch das Alten- und Pflegegesetz aber weitgehend ausgeschöpft. Unterstützung für die Altenheime kam von der Opposition. Die SPD kündigte an, das Thema kurzfristig in den Landtag zu bringen.