Es drohen Gruppenschließungen
So etwa im Erzbistum Köln. Dort gibt es rund 660 katholische Kitas - in Trägerschaft der örtlichen Pfarrgemeinden oder auch der Caritas. Letztere wird auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) deutlich: Eine flächendeckende Betreuung könne nach der Sommerpause nicht überall gewährleistet werden. Neben bereits bestehenden Engpässen hätten etliche Mitarbeitende gekündigt. Die Folge: Gruppen werden wohl wochenweise oder für weitaus längere Zeiträume geschlossen, neue Gruppen erst gar nicht geöffnet, Betreuungszeiträume verkürzt und weniger Kinder aufgenommen als zugesagt.
Wenig rosige Aussichten beschreibt auch Geschäftsführer Josef Mertens von den Katholischen Kindertageseinrichtungen Hellweg im Erzbistum Paderborn. 3000 Mitarbeitende betreuen aktuell in 182 Kitas 11000 Kinder. Heute stehen viele Träger mit dem Rücken zur Wand, sagt er und spricht von einem Teufelskreis - zu wenig Nachwuchs, alternde Teams, wachsende pädagogische und bürokratische Anforderungen seitens der Politik und Gesellschaft.
Über Jahrzehnte sei es versäumt worden, jungen Menschen das Berufsfeld in der Kita nahezubringen, bemängelt Mertens. "Wir haben Ausbildungsinteressierte förmlich in andere Berufsfelder gedrängt." Heute herrsche ein harter Verdrängungswettkampf.
Mancherorts scheinen die Probleme noch nicht ganz so gravierend zu sein. Der Kita-Zweckverband im Bistum Essen räumt einen grundsätzlich hohen Fachkräftebedarf ein, stellt aber für die eigenen Einrichtungen eine weitestgehend entspannte Situation fest. Ähnliches berichtet Sylwia Digiacomo, die Geschäftsführerin der Trägergesellschaft Horizonte im Bistum Aachen ist. Von den etwa 300 Stellen seien aktuell vier nicht besetzt.
Ob das so bleiben wird? Digiacomo betont, dass sich im Laufe des Jahres etwa durch Erkrankungen und andere Ausfälle vieles rasch verändern könne. Steigende Energiekosten und Tariferhöhungen, die durch öffentliche Gelder nicht aufgefangen werden könnten - im kommenden Jahr könnte das Geld durch massiv steigende Kosten knapp werden.
NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) bestätigt, dass die Lage in den Kitas ernst ist. Gerade die frühkindliche Betreuung - nach der Sommerpause gebe es in NRW 217000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren - erhöhe den Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Der Koalitionsvertrag sieht eine Fachkräfteoffensive für die frühkindliche Bildung vor. Dazu sollte eine Koordinierungsstelle Fachkräfteoffensive für Sozial- und Erziehungsberufe die Arbeit aufnehmen. Gleichzeitig verlängerte die Landesregierung das Kita-Helfer-Programm. Damit werden Helferinnen und Helfer in Kitas finanziert, die bei einfachen Arbeiten mit anpacken können.
Doch reicht das aus? Der Geschäftsführer des Trägers pro futura im Bistum Aachen, Heinz Zohren, fordert, die Hürden für den Beruf zumindest befristet herabzusetzen. Auch ohne umfängliche pädagogische Ausbildung könnten Erwachsene etwa bei der Betreuung am Mittagstisch oder manch kreativem Angebot helfen. Es brauche zudem mehr berufsbegleitende Ausbildung und ein vernünftiges Einwanderungsgesetz. Andernfalls drohe das aktuelle Kita-System an seine Grenzen zu stoßen.
Im Bistum Münster werden 45000 Kinder in 670 Tageseinrichtungen betreut. Der stellvertretende Leiter der Gruppe Tageseinrichtungen, Martin Attermeyer, spricht von einer angespannten Lage, die auch am erhöhten Personalbedarf durch den Ausbau der Krippenbetreuung liege. Immer mehr Kinder kämen in jüngerem Alter in die Einrichtungen. Der Personalschlüssel für die unter Dreijährigen liege jedoch zu Recht höher als für die Betreuung älterer Kinder. Das muss man alles mit einberechnen.