Aufstocker sind arm trotz Arbeit
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Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege in NRW hervor. Leicht überdurchschnittlich schneiden dabei im Bereich des Erzbistums Paderborn Regionen wie der Hochsauerlandkreis (24,1 Prozent), Bielefeld oder Paderborn ab (23,8 Prozent). Auffällig ist, dass Städte im Ruhrgebiet in Bezug auf "Aufstocker" niedrigere Werte aufweisen, beispielsweise Hamm (19,9 Prozent), Herne (20,2) oder Hagen (20,6). In ländlichen Regionen müssen besonders viele Frauen aufstocken, im Hochsauerlandkreis beispielsweise liegt dieser Anteil bei 26,1 Prozent, während dieser Wert im Ruhrgebiet niedriger ausfällt, z. B. in Hamm mit 19,5 Prozent.
Ein Grund für die generelle Zunahme von "Aufstockern" sei die Tatsache, dass das mittlere Einkommen in NRW im Vergleich zum Bund weniger stark steige. "Dies ist Ausdruck des Verlustes von hoch qualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs. Das geschieht in NRW ausgeprägter als anderswo in Deutschland", sagt Josef Lüttig, Vorsitzender des Ausschusses Arbeit/Arbeitslosigkeit der Freien Wohlfahrtspflege in NRW und Diözesan-Caritasdirektor im Erzbistum Paderborn. "Wir brauchen dringend eine Aufwertung von Arbeitsplätzen vor allem im häufig schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich."
Der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig ist Vorsitzender des Ausschusses Arbeit/Arbeitslosigkeit der LAG Freie Wohlfahrtspflege, die den Arbeitslosenreport verantwortet.
Strukturelle Diskriminierung
Der wachsende Niedriglohnsektor sorgt dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreicht. Schon jetzt verdienen in NRW 9,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen verdienen Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht. Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist mit 14,5 Prozent doppelt so hoch wie der der Männer (7,4 Prozent). Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stehen mit 22,8 Prozent im Vergleich sogar dreifach schlechter da als Deutsche (7,5 Prozent). Zu erklären sei das nur in Teilen mit fehlenden Qualifikationen bei Zugewanderten, so Lüttig. Es scheint offensichtlich, dass es strukturelle Diskriminierungen bei der Entlohnung gibt, indem Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit für die gleichen Jobs schlechter bezahlt werden.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Er erscheint mehrmals jährlich. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport sowie Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet heruntergeladen werden.
cpd