Lösungen gesucht
Diskutierten das Problem der sogenannten 24-Stunden-Pflege und mögliche politische Lösungen (v. l.): Carsten Linnemann MdB, Eva Welskop-Deffaa (Vorständin Deutscher Caritasverband), Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber, Claudia Menebröcker, Hans-Werner Hüwel (Bereichsleiter Pflege & Gesundheit beim Caritasverband Paderborn) und Diözesan-Caritasdirektor Josef LüttigFoto: cpd/Markus Jonas
Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts zu den osteuropäischen Hilfskräften in der Pflege seien viele Pflegebedürftige und ihre Familien aufgeschreckt worden, sagte Eva Welskop-Deffaa, Vorständin für Sozial- und Fachpolitik im Deutschen Caritasverband. Dringend nötig sei es, dass seitens der Bundespolitik entlastende Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von im Haus lebenden Hilfskräften, sogenannten Live-ins, geschaffen würden. Denn rund 90 Prozent der osteuropäischen Haushaltskräfte, die in den etwa 150000 bis 200000 betroffenen Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen tätig seien, würden schwarz beschäftigt, so die Einschätzung, und dies zumeist ohne fachliche Begleitung von Pflegefachkräften.
Schon 2009 habe der Diözesan-Caritasverband Paderborn deshalb zusammen mit der Caritas Polen das Modellprojekt CariFair entwickelt, erklärte Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. Es sorge dafür, dass Betreuungskräfte aus Polen zu fairen Bedingungen in deutschen Pflege-Haushalten beschäftigt würden. Zweisprachige Koordinatorinnen begleiteten das Arbeitsverhältnis vor Ort. Damit versuche der Diözesan-Caritasverband, die Situation der Live-ins aus der rechtlichen Grauzone herauszuholen, so Lüttig. "24-Stunden-Pflege" zu Hause gebe es bei CariFair nicht. Vielmehr gelte es, durch Einsatzpläne den Stundenrahmen für beide Seiten verbindlich zu gestalten. Individuelle, darüber hinausgehende Bedarfe der Pflegebedürftigen würden dann mit begleitenden Angeboten, wie z. B. der Tagespflege, gesichert. "Wichtig wäre aber auch insgesamt eine Entbürokratisierung für die Familien", sagte Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber. Die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern seien "ein immenser Batzen", die legale Arbeitsverhältnisse in diesem Setting behinderten.
Carsten Linnemann versprach, nach der Neubildung des Bundestags nach einer Lösung für das Problem zu suchen. "Wir müssen den Arbeitskräften aus der Schwarzarbeit heraushelfen. Unsere Gesellschaft altert - das Problem wird also eher größer als kleiner. Da können wir nicht einfach weiter wegschauen."