Inklusion im Lockdown
Marco Eschenbach, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V.
Denn sie sind nicht nur gesundheitlich besonders gefährdet, sondern sie kommen auch mit den Folgen zur Bekämpfung der Pandemie schwerer zurecht als andere.
Die Erfahrungen zeigen, dass Schutzmaßnahmen fast vollständig an Menschen mit Behinderungen vorbeilaufen. So warten diejenigen, die nicht in Heimen leben oder in Werkstätten arbeiten, vergeblich auf eine automatische Versorgung - z. B. mit Handschuhen, Desinfektionsmitteln, Masken-oder auf eine Impf-Priorisierung. Die Angst vor einer möglichen Ansteckung zwingt die Menschen mit Behinderung fast vollständig in die Isolation. Viele verlieren erlernte Fähigkeiten - die Gefahr von psychischen Belastungen steigt immens.
Alleingelassen fühlen sich auch die Menschen, die sich um die Menschen mit Behinderungen kümmern - in erster Linie natürlich Eltern: Sie sind oft mit den schwierigen Herausforderungen der Versorgung und Pflege zu Hause, aber auch mit Themen wie Homeschooling überfordert. Auch das professionelle Assistenzpersonal wartet vergeblich auf Unterstützung. Es gibt bisher weder kostenlose Corona-Schnelltests noch einen finanziellen Corona-Zuschlag.
#DasMachenWirGemeinsam - Titel der Caritas-Kampagne 2021 - bedeutet, dass Menschen mit Behinderung und das Team, das sich um sie kümmert, besonders geschützt und unterstützt werden sollten. Das fängt übrigens bei barrierearmer Information und einfacher Sprache an. Eine starke Gemeinschaft, die keinen vergisst, heißt aber auch, dass Betroffene schon von Anfang an in das Krisenmanagement involviert werden müssen. Ansonsten wird die erfolgreiche Inklusion zum gefährlichen Bumerang.
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