Nicht auf dem Rücken von Schülerinnen und Schülern!
Die Corona-Pandemie hat die Versäumnisse der Bildungspolitik schonungslos offengelegt. Die Schulen sind häufig in schlechtem baulichem Zustand, die Digitalisierung steckt in den Kinderschuhen, die tatsächlich aktiv beschäftigten Lehrkräfte reichen vorne und hinten nicht aus. In den nächsten Jahren wird altersbedingt zudem eine Vielzahl von Lehrerinnen und Lehrern aus dem Dienst ausscheiden.
Sollte die Bildungspolitik bei dieser Misere nicht einfach kapitulieren?
Aktuell scheinen sich Politik und Regierungen bei Förderzusagen zu übertreffen. Es gibt den Digitalpakt, Fördergelder für bauliche Veränderungen werden bewilligt, Personalstellen neu geschaffen und neue Schulkonzepte in die Welt gesetzt. An und für sich ideale Voraussetzungen, möchte man meinen. Trotzdem hakt es hinten und vorne. Bereitgestellte Gelder werden nicht abgerufen. PC/IT-Ausstattungen können nicht beschafft werden, weil der Markt leer gefegt ist, Lehrer besitzen nicht die Qualifikation, digitalisierten Unterricht anbieten zu können, der Aufwand für europaweite Ausschreibungen überlastet die Schulträger und den Lehrkörper. Klassen können nicht verkleinert werden, weil die Schulräume nicht ausreichen und zusätzliche Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen. Eine Verlagerung auf den Nachmittag ist nicht möglich, weil die Offene Ganztagsbetreuung Räumlichkeiten braucht.
Der Corona-Lockdown hat schon zu erheblichen Bildungsdefiziten geführt. Weitere sollten vermieden werden. Dies setzt voraus, dass endlich ein Konzept erarbeitet wird und damit ein roter Faden für alle Akteure erkennbar ist, wie konkret welche Ziele in den nächsten Monaten angesteuert werden. Dazu müssen Kompromisse gefunden und Prioritäten gesetzt werden. Politik muss dazu tragfähige Kooperationen bilden.
Ein wichtiger Schritt ist hierbei, die Schülerinnen und Schüler ausreichend digital auszustatten. Täglich werden Studien zur schlechten Ausstattung mit digitalen Medien veröffentlicht. Wenn man sich anguckt, mit welchen Beträgen die Anschaffung von PCs gefördert wird, wer alles einbezogen werden soll, um die Bedürftigkeit von Kindern/Familien zu prüfen, liegt das Scheitern auf der Hand. Es gehört schon eine Menge Fantasie dazu, um sich irgendwie vorstellen zu können, dass diese Regelungen greifen. Realisierbare Regeln, "kundenfreundliche" Zuständigkeiten, ausreichende Pauschalen sind gefordert, die eines sozialen Rechtsstaates würdig sind: Schülerinnen und Schüler sind mit digitalen Endgeräten (und Verbrauchsmaterialien) zur schulischen und gesellschaftlichen Teilhabe angemessen auszustatten. Dies ist sozialhilferechtlich als Bedarf festzuschreiben und gesetzlich zu garantieren. Dies wäre ein wichtiger Schritt zur Bildungsgerechtigkeit in unserer Gesellschaft.