Kreative Corona-Zeiten
Neue Stühle für draußen
Wenn es drinnen nicht geht, geht es draußen weiter. Auch die Suppenküche der Caritas Rheine darf wegen Corona nicht öffnen, aber der Hunger wird doch gestillt. Für die ersatzweise "Außengastronomie" hat Jan-Karl Conermann, einer der ehrenamtlichen Mitarbeitenden, zusammen mit Freunden in einer spontanen Aktion alle Stühle der Suppenküche innerhalb nur eines Tages mit Kunstlederbezügen neu und damit auch wetterfest bezogen. Auch für die geschlossene Tafel der Caritas Rheine fand sich wie bei vielen anderen Tafeln als Ersatzlösung die Ausgabe von mit Lebensmitteln gefüllten Tüten. Vielleicht hat der "standardisierte" Inhalt auch zu neuen Geschmackserlebnissen geführt.
Geschichten vom Ponyhof
Reiten ging in den Osterferien nicht. Stattdessen setzte das Jugendteam der Pferdesportgemeinschaft Herten eine spontane Idee um: Die Kinder schrieben Geschichten von Pferden und ihren Lieblingsponys auf. Die wurden kontaktlos in einer Tonne vor dem Kardinal-von-Galen-Haus in Herten übergeben, in dem Demenz-Wohngemeinschaften leben. Dazu hatten die jungen Reiterinnen und Reiter gebastelten Osterschmuck gelegt. Nach und nach werden die Geschichten den Bewohnern vorgelesen.
Masken statt Brautmode
Große Hochzeiten stehen gerade nicht an, Brautkleider konnten wegen Schließung der Geschäfte nicht ausgesucht werden. Das Ahlener Unternehmen Orchidee - Braut- und Festmoden machte aus der Not eine Tugend und bot der Caritas vor Ort an, stattdessen Mund-und-Nasen-Schutz zu nähen. Die Sozialstation gab die Anforderungen vor, die Orchidee-Näherinnen legten los und konnten innerhalb kürzester Zeit die erste Lieferung übergeben, die ersten 50 Masken davon als Spende. Auch die Ahlener Caritas hatte versucht, die Lagerbestände zu erhöhen, als sich die Pandemie abzeichnete, war aber an den immer längeren Lieferzeiten gescheitert.
Schreib mal eine Karte
Postkarten mit Herz hat youngcaritas Gelderland in großer Zahl drucken und an den Kassen vieler Bau- und Supermärkte im Südkreis Kleve auslegen lassen. Die Kunden wurden gebeten, ein paar aufmunternde Zeilen an die Bewohner von Altenheimen oder die Patienten der ambulanten Pflege zu schreiben, die sich schon Mitte März möglichst in den eigenen vier Wänden aufhalten sollten und keinen Besuch mehr empfangen durften. Aber auch Polizisten, Müllmänner oder Supermarktmitarbeiter hatte youngcaritas als mögliche Adressaten im Blick.
Eigener Haussender
Kein Besuch von Angehörigen, möglichst im Haus bleiben - die Abgeschiedenheit der Corona-Zeit kann für Altenheimbewohner in diesen Tagen lang werden. Um ihnen im Marienstift der Caritas Rheine Abwechslung zu bieten, haben der Leiter des Technischen Dienstes, Manfred Gude, und seine Kollegin im Sozialdienst, Relana Brinkmann, eine eigene TV-Station entwickelt. Dafür bekamen sie vom nahen Metropolis-Kino gut fünf Stunden Filmmaterial über die Geschichte der Stadt und des Münsterlands. Immer dienstags und donnerstags kann das Programm nachmittags für eine Stunde nach dem Kaffee eingeschaltet werden.
Mutmach-Song
Über 700000 Aufrufe bei Facebook, über 100000 bei Youtube, insgesamt über 1,5 Millionen Mal abgespielt: "Zeit für Menschlichkeit" heißt der Hit, den die Kölner Lokal-Matadoren "Die Höhner" zusammen mit mehr als 20 prominenten Musikerinnen und Musikern aufgenommen haben. "Das Lied könnt ihr nicht kaufen - dafür könnt ihr nur spenden", kündigte Höhner-Frontmann Henning Krautmacher beim Facebook-Konzert Mitte April an. Gesagt, getan: Weit mehr als 20.000 Euro spendeten Fans bis Ende April für die Obdachlosen-Hilfe in Köln - ein starkes Zeichen der Mitmenschlichkeit. "Der Song ist ein Mutmacher gegen Einsamkeit und Sorgen - und ein Dank an die großartigen stillen Helferinnen und Helfer", sagte Krautmacher.
www.youtube.com/watch?v=YnfImdLaMeQ
www.facebook.com/hoehnertalk
Hilfe aus der Nähmaschine
Masken zum Schutz vor der Übertragung des Coronavirus fehlen derzeit an vielen Orten. In fast einem Dutzend Beschäftigungsbetrieben und Werkstätten der Caritas im Erzbistum Köln greifen Menschen deshalb selbst zur Nähmaschine. Nähen, was das Zeug hält: Heiß laufen die Maschinen z. B. beim Caritasverband Düsseldorf. Hier werden Atemschutzmasken von Näherinnen und Nähern des Caritas-Labels EiNZIGWARE, des bundesweiten Beschäftigungsprojektes für Langzeitarbeitslose, angefertigt. Ziel ist es hier, bis zu 500 Stück am Tag zu produzieren. Andere Produktionsstätten im Erzbistum sind u. a. die Caritas Wertarbeit, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) sowie das St. Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind.
„Du bist mein Alltagsheld“ – Karten wie diese verteilen Ehrenamtliche der Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn an die wahren Helden der Gesellschaft.Foto: CKD
Ermutigung für Alltagshelden
"Danke, dass es euch gibt." Gerade hat Barbara Kulig einen schriftlichen Gruß an ihrer Mülltonne hinterlassen - für die Müllabfuhr, die kurz danach die Tonne leer macht. Geschrieben hat sie es auf eine Postkarte der Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn. "Du bist mein Alltagsheld" steht auf der Rückseite. "Kontakt trotz Distanz" heißt die Aktion, mit der die Caritas-Konferenzen einerseits den wahren Helden des Alltags danken wollen, aber auch Senioren und allein lebenden Menschen zeigen wollen, dass sie nicht vergessen sind. Viele Caritas-Gruppen bestellen Karten und verteilen sie bei einem Spaziergang oder per Post oder mit der Hilfe anderer.