Kraftakt für die OGS-Träger
Das NRW-Schulministerium hatte kurzfristig angekündigt, 75 Millionen Euro für zusätzliche Sommerferienangebote bereitzustellen: ein Programm (35 Mio. Euro) für Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung und ein Programm (40 Mio. Euro) für Kinder aus "sozioökonomisch benachteiligten Familien" in den Klassen 1 bis 8 des aktuellen Schuljahres.
Das Programm komme sehr spät, sei aber grundsätzlich zu begrüßen, so die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Freie Wohlfahrtspflege. "Es ist dringend notwendig, etwas für die Kinder und die sehr geforderten Eltern zu tun", sagte der LAG-Vorsitzende Dr. Frank J. Hensel. Viele Jungen und Mädchen hätten seit zwölf Wochen kaum oder keine Schule und damit auch weniger soziale Kontakte gehabt.
Hensel verwies auch auf beengte Wohnverhältnisse und oftmals zusätzlich belastete Eltern, manche seien aufgrund der Corona-Pandemie in Kurzarbeit, andere hätten möglicherweise sogar ihren Job verloren. "Das Programm aus dem Ministerium kann da nun endlich etwas Erleichterung für die Familien verschaffen", so Hensel. Die Teilnahme an den Ferienangeboten ist für die Schülerinnen und Schüler kostenfrei, und ihnen wird auch ein Mittagessen angeboten.
Die Ferienbetreuung dockt laut Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) an den bestehenden Strukturen der Offenen Ganztagsschule (OGS) oder des Ganztags in den Klassen 5 bis 8 der Sekundarstufe an und soll täglich mindestens sechs Stunden an 15 aufeinanderfolgenden Werktagen stattfinden. Nach den Vorstellungen des Ministeriums sollen OGS-Kräfte, Lehrer, Lehramtsanwärter, Studierende, Honorarkräfte und Ehrenamtliche die Betreuung leisten.
Die Personalsuche wird für OGS-Träger nicht einfach. Es könne kurzfristig mithilfe von Honorarkräften gelingen, "etwa gemeinsam mit Sportvereinen, Umweltverbänden oder Theaterbetrieben", sagte Hensel. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gebe es ja, denkbar seien Ausflüge in den Zoo oder in Freizeitparks.
Zudem war bis kurz vor den Ferien noch unklar, wie das Antragsverfahren genau laufen soll und wie die Träger des OGS rechtzeitig vor den Ferien an die notwendigen Mittel kommen. Ob die Kinder aus prekären sozialen Situationen überhaupt noch erreicht werden können, war in der letzten Schulwoche zumindest zweifelhaft. Am ehesten - so die Einschätzung von Experten - schaffen das die Träger, die bereits mit diesen Kindern und Jugendlichen pädagogisch arbeiten. Die Hoffnung war, dass möglichst viele OGS-Einrichtungen die Ferienförderung als Last-minute-Option sehen und wahrnehmen können. Allerdings werden etliche Familien trotz der langen Unsicherheit durch den Lockdown ihren Sommerurlaub inzwischen doch anders geplant haben. Für die kommen die neuen Angebote zu kurzfristig.
Für Kinder aus Migranten-Familien bietet die Landesregierung zusätzlich das etablierte Programm "FerienIntensivTraining - FIT in Deutsch" an, um eine zusätzliche Unterstützung beim Erlernen und Festigen der deutschen Sprache zu ermöglichen.
An mehr als 90 Prozent der knapp 3000 Grundschulen gibt es das Angebot einer OGS, an die 80 Prozent davon liegen in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege.