NRW will Krankenhauslandschaft straffen und spezialisieren
Beim parlamentarischen Abend der Caritas NRW hatten Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Klaus Goedereis, Vorsitzender der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Krankenhäuser in der Diözese Münster, Gelegenheit zu einem intensiven Gespräch.Achim Pohl
Dabei sollten eine teils extreme Überversorgung vor allem in den Metropolen sowie eine Unterversorgung in ländlichen Regionen abgebaut werden. Die von Laumann in Auftrag gegebene Studie kommt zum Ergebnis, dass es besonders im Rhein-Ruhr-Gebiet viele Krankenhäuser mit relativ geringen Fallzahlen gibt. Hier existierten unwirtschaftliche "Doppel- und Dreifachstrukturen".
In NRW werden laut Laumann derzeit 330 Krankenhäuser mit 118.000 Betten betrieben. Mehr als jedes dritte Krankenhaus schreibe rote Zahlen. Die Umstrukturierung müsse sich vor allem an den Patienten und den wirtschaftlichen Ressourcen orientieren. Deshalb plane er nicht allein einen Bettenabbau, sondern eine Spezialisierung der Häuser. Das medizinische Fachpersonal und die Investitionsmittel sollten künftig auf weniger Hospitäler konzentriert werden. Zudem werde die Versorgung an "Qualitätskriterien" gekoppelt. Dringend neue Kapazitäten seien bei der Alters- und Palliativmedizin aufzubauen.
Neustrukturierung bis 2022
Zugleich werde die Landesregierung darauf achten, dass jeder Bürger ein Krankenhaus mit Notfallversorgung in 30 Autominuten erreichen könne, versicherte Laumann. Allerdings könne es in einer Metropole wie Köln künftig nicht 30 kardiologische Klinikangebote geben. Er wolle "keine stalinistische Planungspolitik", sagte der Minister. Aber die Strukturen müssten sich den Menschen anpassen und nicht umgekehrt.
Bis Mitte 2022 soll die Neustrukturierung der Krankenhäuser in NRW laut Laumann abgeschlossen sein. Dafür würden neben der jährlichen Krankenhausförderung von 500 Millionen Euro durch das Land zusätzlich 300 Millionen Euro eingesetzt. Falls es nach einer halbjährigen Konsensphase mit den Krankenhäusern nicht zu gemeinsamen Lösungen komme, werde das Gesundheitsministerium Anordnungen treffen.
Die Krankenhausgesellschaft NRW erklärte, eine Planung nach Leistungsbereichen dürfe nicht dazu führen, dass Kliniken nicht mehr wirtschaftlich geführtwerden könnten. Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) kündigte an, an der Reform konstruktiv mitzuarbeiten. Alle Planungen seien an der Versorgung der Patienten zu orientieren, die ein Krankenhaus in erreichbarer Nähe benötigten. Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe forderte Laumann auf, seine Planungen an einer "qualitativen Verbesserung der Versorgung" auszurichten. Kapazitätsabbau und Klinikschließungen seien "keine seriöse Krankenhausplanung".
KNA