Manchmal braucht es mehr als Haushaltshilfe
Ulrike Flenskov, Referentin für ambulante Dienste und Familienpflege beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln
Es gibt Situationen, die Familien in den Ausnahmezustand versetzen. Eine lebensbedrohliche Erkrankung wie die Krebsdiagnose eines Elternteils gehört dazu. Wenn ein Elternteil ins Krankenhaus muss oder eine langwierige ambulante Therapie ansteht, stellt sich sofort die Frage, wer dann die Kinder versorgt. Für solche Fälle gibt es die Familienpflege. Diese kann in Anspruch genommen werden, wenn mindestens ein Kind unter zwölf Jahren oder ein behindertes Kind im Haushalt lebt und der erziehende Elternteil erkrankt. Qualifizierte Fachkräfte können die Alltagsroutine der Familie aufrechterhalten. Doch die Krankenkassen, die die Kosten dieser Hilfe nach dem Sozialgesetzbuch zwar grundsätzlich übernehmen (müssen), halten dafür Fachkräfte wie Familienpflegerinnen und Familienpfleger nicht für notwendig. Den Betroffenen schlagen die Kassen zunächst meist vor, die Lücken mit Familienangehörigen oder Freunden zu füllen - gegen eine Aufwandsentschädigung. Oder sie finanzieren nur den Einsatz einer ungelernten Haushaltshilfe.
Dabei ist Familienpflege ein Einsatz in einem sensiblen Bereich. Verzweifelte Familien berichten nicht selten, dass die von den Krankenkassen vermittelte Haushaltshilfe nicht kochen, geschweige denn sich auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen kann. Für eine erkrankte Mutter ist das eine zusätzliche Stresssituation. Ausgebildete Familienpflegefachkräfte sind dagegen genau für diese Aufgaben trainiert. Sie haben in ihrer dreijährigen Ausbildung sowohl im hauswirtschaftlichen als auch im pflegerischen und pädagogischen Bereich das dafür erforderliche Rüstzeug erhalten, um sich schnell in die jeweiligen Anforderungen der Familie einzufinden und die richtige Unterstützung leisten zu können. Sie kommen von jetzt auf gleich in einen fremden Haushalt und überblicken direkt, was zu tun ist.
Diese Qualität hat ihren Preis: 45 Euro pro Stunde muss ein Familienpflegedienst erwirtschaften, die Krankenkassen wollen oft nur 28 Euro oder weniger bezahlen. Vor jedem neuen Einsatz steht daher zunächst ein kräftezehrendes Ringen um die Kostenübernahme. Wie viele Familien unterwegs aufgeben ,ist nicht bekannt.
Es ist höchste Zeit, dass sich die Leistungsbewilligung der Krankenkassen und auch die Vertragsgrundlage im Sozialgesetzbuch am tatsächlichen Bedarf von Familien orientieren.