Ältere Arbeitslose weiterbilden und besser betreuen
Obwohl ältere Arbeitnehmer eigentlich dringend gebraucht werden, findet nur schwer einen Job, wer sich mit 55 Jahren neu bewerben muss", kritisiert der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. Doch in diesem Alter hätten die allermeisten Menschen noch rund zehn Berufsjahre vor sich. "Es ist unwürdig, ihnen keine Chance mehr auf einen Job zu geben. Wir müssen alles tun, den Älteren den Zugang zu sinnvoller Arbeit zu ermöglichen."
In Nordrhein-Westfalen sind vier von fünf Hartz-IV-Empfängern ab 55 Jahren, genau 81 Prozent, seit mindestens zwei Jahren auf diese staatliche Unterstützung angewiesen - im Vergleich zu 61 Prozent bei den unter 55-Jährigen. 44000 Hartz-IV-Bezieher, die das 58. Lebensjahr vollendet haben, fehlen in der Statistik der Arbeitslosen komplett, da sie aufgrund einer Sonderregelung nicht mehr erfasst werden.
Hauptgründe für die Schwierigkeiten älterer Menschen bei der Jobsuche sind fehlende oder veraltete berufliche Qualifikationen, aber auch Vorbehalte von Arbeitgebern. Ältere Hartz-IV-Bezieher ab 50 Jahren nehmen jedoch zumeist seltener an Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung teil als jüngere Hartz-IV-Bezieher.
Mehr Förderung und Betreuung
Diözesan-Caritasdirektor Lüttig fordert deshalb die Entwicklung und Finanzierung spezieller Weiterbildungs- und Förderangebote für ältere Arbeitslose. "Auch für die Beratung ist mehr Zeit nötig, was wiederum einen besseren Betreuungsschlüssel bei den Jobcentern erfordert."
Positiv hebt Lüttig hervor, dass das Teilhabechancengesetz seit Januar den Ausbau öffentlich geförderter Arbeitsplätze mit Sozialversicherungspflicht und Arbeitsvertrag möglich mache. Denn der Arbeitslosenreport zeigt auch, dass ältere Menschen überproportional häufig in Arbeitsgelegenheiten oder in geförderten sozialversicherungspflichtigen Stellen beschäftigt sind (41 Prozent der Fördermaßnahmen). "Für ältere Langzeitarbeitslose, die gesundheit-liche Probleme oder besondere soziale Schwierigkeiten haben, ist ein solcher Arbeitsplatz oft die einzige realistische Chance, ihr Menschenrecht auf Arbeit zu verwirklichen", sagt Lüttig.
Die NRW-Wohlfahrtsverbände fordern, in besonderen Härtefällen den betroffenen Menschen auf Wunsch eine entfristete Fortsetzung ihrer öffentlich geförderten Beschäftigung bis zum Erreichen der gesetzlichen Regelaltersgrenze zu ermöglichen. "Ältere Menschen haben ein Recht darauf, eines Tages aus der Arbeit und nicht aus der Arbeitslosigkeit in Rente zu gehen", sagt Lüttig. - Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit.
cpd