Falsche Richtung!
Heinrich Westerbarkey, Diözesan-Caritasverband Paderborn
Was passiert denn dann mit den 20- bis 27-Jährigen, die bislang aus unterschiedlichen Gründen im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen konnten? Wer kümmert sich um die jungen Menschen, die oftmals als Problemverursacher wahrgenommen werden? Für die aber Arbeit, Existenzsicherung sowie die eigene Lebensgestaltung ebenso wichtig sind wie für jüngere Schulabgänger nach Besuch der allgemeinbildenden Schule.
Schwer erreichbare junge Menschen unter 27 Jahren brauchen systematische, möglichst praxisnahe, rechtskreisübergreifende Angebote, um ihr Leben möglichst bald eigenständig und unabhängig von Hilfe führen zu können. Damit gesellschaftliche Teilhabe verbessert wird, sind Angebote zur beruflichen Qualifizierung und Arbeitsmarktintegration notwendig. Ein Abschieben zu den Jobcentern, die oftmals nur kurze Eingliederungsmaßnahmen anbieten können, verlagert das Problem nur, hilft aber nicht. Praxisnahe berufliche Qualifizierung für diese Personengruppe, die ihr ganzes Berufsleben vor sich hat, erfordert langfristige Investitionen.
Arbeitsmarktintegration und Teilhabe gelingen eher, wenn Angebote der beruflichen Orientierung, Vorbereitung und Qualifizierung für benachteiligte Jugendliche sich an den Lebenslagen orientieren, langfristig angelegt sind und durchgängige Begleitung gewährleisten.
Neben den trägergestützten Angeboten benötigen wir in NRW deutlich mehr Betriebe, die bereit sind, auszubilden und benachteiligten Jugendlichen neue Chancen zu geben. Betriebe, die bereit sind, Coaching, individuelle Assistenz- und Begleitungsangebote in Zusammenarbeit mit Diensten der Caritas in den Ausbildungsalltag zu integrieren. Leider sind die ausbildungsbegleitenden Angebote seitens der Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren stark zurückgefahren worden. Ein sich in Planung befindendes Sonderausbildungsprogramm in NRW, wie es Arbeits- und Sozialminister Laumann für 2018 vorsieht, ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wenn es uns nicht gelingt, die abgehängten Jugendlichen, für die sich keiner so richtig zuständig fühlt, im Hilfesystem (SGB II, III, VIII) zu erreichen, geben wir diese jungen Menschen dauerhaft verloren.
Zum Thema "Produktionsschule.NRW" und "Werkstattjahr Neu" hat die SPD-Fraktion eine kleine Anfrage an die NRW-Landesregierung gestellt. Die Antwort lesen Sie hier.