Wie führt man ein christliches Unternehmen?
Provozierende Thesen: Prof. Ralf HaderleinMartin Karski
Vor 120 Führungskräften aus kirchlich-caritativen Organisationen griff Heinz-Josef Kessmann, Diözesan-Caritasdirektor aus Münster, die Frage nach der Unterscheidbarkeit auf. Häufig werde ihm die Frage gestellt: "Wodurch unterscheidet ihr euch eigentlich in der konkreten Arbeit von dem, was die anderen Wohlfahrtsverbände tun?"
Die Antwort sei vor Jahren, als christliche Symbole und eine Mitgliedschaft der Mitarbeiter in der katholischen Kirche noch selbstverständlich gewesen seien, leichter gewesen als heute. Aber wie ist eine christliche Ausrichtung zu erkennen? Ralf Haderlein, Professor für Sozialmanagement an der Hochschule Koblenz, betonte, der christliche Auftrag müsse in der Arbeit lebendig und stetig weiterentwickelt werden. "Denn Profillosigkeit führt in der Pluralität zu Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit."
Qualität der Fachlichkeit
Haderlein warb bei den Führungskräften für eine neue Zugehensweise zur Gestaltung von Identitätsprozessen. Es brauche die bewusste Förderung von neuen Formaten zur Wahrnehmung des Christlichen in der caritativen Praxis. Dass diese Zuwendung für andere Menschen ein Ausdruck des Glaubens sei, müsse neu durch die Organisation thematisiert und erläutert werden.
Dies künftig den Mitarbeitern zu vermitteln, sei eine neue Herausforderung für Führungskräfte, denn diese seien religiös unterschiedlich sozialisiert, so Bruno Schrage, Sprecher des Facharbeitskreises "Grundlagen und Profil" der Caritas in NRW. "Die Führungskräfte müssen die Voraussetzung schaffen, dass die Mitarbeiter erleben, es ist gut, in diesem christlichen Unternehmen zu arbeiten." Der christliche Glaube könne Mitarbeiter in vielen Situationen tragen, davon sei er überzeugt. "Etwa dann, wenn schicksalhafte Erlebnisse nach einer Deutung fragen." Dann zeige sich, ob ein Unternehmen ein Hoffnungspotenzial anbiete und dieses solidarisch erfahrbar werde.
Der Unterschied liege dabei sicher nicht in der Qualität der Fachlichkeit. "Es geht um die Überzeugung, mit der ich die Arbeit verrichte. Das hat zur Folge, dass die Mitarbeiter dann auch mit einem anderen Einsatz dabei sind, weil eine tiefe innere Motivation dahintersteht."