Politik in NRW muss mehr für Familien tun
Es ist in dieser Form eine Premiere. Das katholische Büro NRW, die landespolitische Vertretung der Bischöfe, agiert gemeinhin diskret und sehr zielgenau in die parlamentarischen Abläufe und das Regierungshandeln hinein. Mit der nun gestarteten familienpolitischen Initiative sucht die Kirche über ihr Büro die breite politische Öffentlichkeit in Nordrhein-Westfalen. Das Ziel ist es wert: "Nachhaltig Landesfamilienpolitik stärken!"
Das 18-seitige Positionspapier folgt dabei dem Anspruch, Familienpolitik als Querschnittspolitik zu denken. Eingeflossen sind das sozialpolitische Know-how der Caritasverbände sowie Analysen und Forderungen aus den Feldern der Eheberatung, Schulpolitik, Familienbildung und Jugendarbeit. Beteiligt am Zustandekommen des Papiers waren Priester und Praktiker.
Etliche Defizite in Feldern sozialer Arbeit werden kritisiert, notwendige Handlungsoptionen manchmal sehr konkret und kleinteilig aufgezeigt, an anderen Stellen nur in groben Linien angedeutet. Man darf gespannt sein, wie die Abschlussbericht der vom Landtag NRW eingesetzten Enquetekommission zur "Zukunft der Familienpolitik in NRW" sich mit den Forderungen der Kirche decken und ob es Wiedersprüche gibt. Auch da sind Handlungsempfehlungen für eine an Bedürfnissen von Familien orientierte Politik das Ziel.
Wer das Papier als Ohrfeige für die rot-grüne Landesregierung versteht, weil es eine "konzeptionell gehaltvolle Landesfamilienpolitik" fordert, denkt zu kurz. Seine Intention ist es, einen breiten und positiven inhaltlichen Beitrag zur Landespolitik auf der Basis des Menschenbildes und der Werte der katholischen Kirche zu leisten. Um die Menschen zu stärken und diese Gesellschaft zu stabilisieren.