Pole-Position bei der E-Mobilität
Im Frühjahr 2018 beginnt die Produktion der Pflege-Flitzer, im Herbst werden die ersten Fahrzeuge an die kirchlichen Einrichtungen ausgeliefert. Angestoßen hat das Projekt der Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land, wie Vorstand Bernhard Verholen erläutert. Ein Pilotprojekt ergab, dass die elektrisch angetriebenen Kleinwagen zumindest eine "kostenneutrale Mobilitätsalternative" darstellen. Woraufhin "die Suche nach dem idealen Fahrzeug" begann. Den Partner dazu fand die Caritas laut Verholen in dem aus der RWTH hervorgegangenen Automobilunternehmen e.GO Mobile.
3000 Fahrzeuge für die Pflege
Entwickelt hat die Firma das Modell "e.Go life", das in verschiedenen Varianten inzwischen auch für Privatkunden angeboten wird. Auf diesem Hintergrund haben über 50 Orts- und Regionalverbände sowie eigenständige Sozialstationen mit über 3 000 Pflegefahrzeugen verbindlich erklärt, auf E-Mobilität umzusteigen. Fast 140 konkrete Bestellungen liegen bereits vor.
Die relativ geringe Reichweite - für viele Verbraucher derzeit noch ein Nachteil von Elektrofahrzeugen - spielt für die Caritas keine Rolle. Denn durch eine Studie wurde früh klargestellt, dass die allermeisten Pflegekräfte nicht mehr als 80 Kilometer pro Tag unterwegs sind. Das neue Modell schafft 136 Kilometer am Stück - und den Strom dafür holt sich das Fahrzeug über die nachts angeschlossene Steckdose, was auch eine Schnelllademöglichkeit überflüssig macht.
Die Entwickler haben sich alle Mühe gegeben, bei dem Modell für den Pflegedienst den Bedürfnissen des Personals Rechnung zu tragen. Beschäftigte wirkten mit bei Tests für die Sitzkonstruktion, damit Mitarbeiter zwischen 1,58 und 1,97 Meter Körpergröße auch eine optimale Position in dem Kleinwagen finden. Einen stabilen Platz bekomme nicht nur die 1,5-Liter-Wasserflasche, so Verholen, sondern auch die Desinfektionsflasche, "deren Verrutschen sowie Auslaufen im Auto ein altbekanntes Alltagsproblem ist".
Bewahrung der Schöpfung
Bei aller Entschlossenheit für die E-Mobilität gilt es, Hürden zu überwinden. Besonders die Frage, wo es Lademöglichkeiten für die Pflege-Fahrzeuge gibt, muss nach den Worten Verholens vor Ort geklärt werden. Benötigt würden pragmatische wie kosteneffiziente Alternativen - "bis hin zur Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage". Da laut der Aachener Studie immerhin die Hälfte der Pflegekräfte die Fahrzeuge für Heimfahrten nutzt, bietet sich auch eine Lademöglichkeit bei deren Zuhause an.
Wo das geht, steht im e.GO eine technische Möglichkeit für die Abrechnung des Ladestroms bereit. Auch von den Anschaffungskosten her erwarten die Caritas-Einrichtungen keine übermäßigen Beträge - im Gegenteil. Das Fahrzeug mit dem 20-Kilowatt-Hochvolt-Elektromotor kostet 15900 Euro und damit etwa so viel wie ein herkömmlicher Kleinwagen, wobei die Umweltprämie von derzeit 4000 Euro noch gar nicht berücksichtigt wurde.
Vorstand Verholen blickt sehr optimistisch in die Zukunft: "Schon bald werden durch die Straßen unserer Städte deutlich sichtbare Zeichen für die Bemühungen der Caritas und ihrer Sozialstationen um die Bewahrung der Schöpfung rollen."