Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück!
Marco Eschenbach, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V.
Die Beschäftigung boomt. Trotzdem sind viele Frauen und Männer in Deutschland seit langer Zeit ohne Job. Die Politik nimmt diese Menschen kaum wahr. Oder streicht sie wieder von der Tagesordnung, wie die Teilnehmenden von "Schritt für Schritt - Brücken bauen", einem Projekt der Wohlfahrtsverbände gegen Langzeitarbeitslosigkeit, dem jetzt die weitere Unterstützung verwehrt wird. Das ist das falsche politische Signal! Denn der Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist nicht nur für die soziale Sicherheit von großer Bedeutung, sondern auch gesellschaftspolitisch eine wirksame Investition gegen Armut.
Die Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit in der Auseinandersetzung der Parteien eine Hauptrolle spielte, scheinen vorbei zu sein. Das hat die Bundestagswahl gezeigt. Die Union prophezeite im Scheinwerferlicht die bevorstehende mögliche Vollbeschäftigung. Unangenehme Schatten störten dabei in Berlin nur.
Dunkle Wolken sind indes woanders aufgezogen. Zum Beispiel in NRW, genauer in den "Schritt für Schritt"-Standorten Herford, Gronau, Oberhausen, Solingen und Langenfeld. Dort kümmern sich seit 2015 viele engagierte Ehrenamtliche um die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in Gesellschaft und Arbeit.
Doch nicht mehr lange. Denn mit der neuen schwarz-gelben Regierung kam vorzeitig das Aus für dieses Pilotprojekt. Die politische Zusage der vorherigen Kraft-Regierung, das Projekt bis Ende 2018 zu fördern, wurde jetzt ohne viel Worte gekippt - und damit auch die Nachhaltigkeit des Projekts.
Abseits der arbeitspolitischen Schäden bekommen damit die Langzeitarbeitslosen vor Augen geführt, dass sie von der Politik nicht ernst genommen werden. Erlernte Kompetenzen gehen verloren, genauso wie das mühsam erlangte Selbstbewusstsein im Umgang mit der eigenen Misere. Das darf nicht sein! Statt die Mittel zu kürzen, muss die Politik den enttäuschten Menschen zeigen, dass ihre Leistungen auch in der Arbeitslosigkeit anerkannt werden. "Schritt für Schritt" hat gezeigt, dass Anerkennung, Zeit und individuelle Beratung die besten Förderinstrumente sind. Sie tragen zur sozialen Teilhabe bei und eröffnen den Langzeitarbeitslosen die Teilnahme am Arbeitsmarkt.