Wohlfahrtsverbände in NRW warnen vor Pflegenotstand
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Die Leistungen, die Mitarbeiter in den Einrichtungen und Diensten der Freien Wohlfahrtspflege für Pflegebedürftige erbrächten, müssten angemessen vergütet werden, sagte Aachens Diözesan-Caritasdirektor Burkard Schröders am Internationalen Tag der Pflege (12. Mai). "Wer Versorgungssicherheit und hohe Qualitätsstandards will, braucht verlässliche politische und wirtschaftliche Bedingungen. Die Pflege braucht mehr Pflege", erklärte der Essener Diözesan-Caritasdirektor Andreas Meiwes. Obwohl die Entwicklung in der Altenpflege immer mehr in Richtung ambulante Versorgung gehe, würden weiterhin gute und ausreichende stationäre Einrichtungen benötigt, so Meiwes. Die Caritas ist derzeit wieder sehr besorgt, weil sich Befürchtungen bewahrheiten, dass die Finanzierung der Altenheime durch das neue Altenpflegegesetz auf tönernem Boden steht.
Dass Pflege eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist, betonte Kölns Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Joh. Hensel. "Wenn wir auch in Zukunft genügend Menschen in unserem Land für eine Ausbildung in der Pflege interessieren und gewinnen wollen, muss die Attraktivität des Berufsfeldes gesteigert werden", fordert Hensel. "Dabei spielen gute Arbeitsverhältnisse und eine leistungsgerechte Bezahlung eine wichtige Rolle." Die Förderung des schulischen Teils der Ausbildung wurde - bei gestiegenen Anforderungen an den Pflegeberuf - von der Landesregierung schrittweise von 317 auf 280 Euro gekürzt. Hensel: "Dieser Betrag ist keineswegs ausreichend, um die fachliche und pädagogische Qualität der Ausbildung weiter auf hohem Niveau zu gewährleisten."
Erste Erfahrungen mit einer umfassend anderen Pflegedokumentation
Die Wohlfahrtsverbände in NRW bilden derzeit zusammen 13 000 Pflegekräfte aus.
Den hohen Bürokratieaufwand kritisiert Münsters Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. "Gerade auch die ausufernde Dokumentation, die bis zu einem Drittel der Arbeitszeit erfordert, belastet unsere Mitarbeiter in der Pflege", sagte er. Der Caritasverband für die Diözese Münster stellte erste Erfahrungen aus dem Projekt PraxSIS vor, in dem die Mitarbeiter in Altenheimen und Sozialstationen für das neue Dokumentationssystem geschult werden. Der Verband ist damit bundesweit Vorreiter und bereitet die Einrichtungen schon jetzt auf den für 2017 erwarteten neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff vor.
Aus ihrer 15-jährigen Berufserfahrung berichtete Cora Schwarz, Altenpflegerin in der Caritas-Sozialstation in Paderborn-Schloß Neuhaus. Sie wünscht sich bessere Rahmenbedingungen und damit eine höhere Attraktivität für den Pflegeberuf. Denn dieser sei auf guten und engagierten Nachwuchs angewiesen: "Die Pflege braucht noch viel mehr selbstbewusste, verantwortungsvolle Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die bereit sind, sich für andere Menschen einzusetzen." Deshalb engagiert sich Cora Schwarz auch für die Kampagne "PflegeWENDE - jetzt!" im Erzbistum Paderborn.